Satz von Kantorowitsch
Der
Satz von Kantorowitsch garantiert die Konvergenz des
Newton-Verfahrens unter minimalen Voraussetzungen.
Voraussetzungen
- ∥F′(x)−F′(y)∥≤L∥x−y∥ für beliebige x,y∈U.
Die
Norm der
Differenz der Jacobi-Matrizen ist die induzierte Matrixnorm. Diese in die Vektornorm aufgelöst ergibt die Bedingung
- ∥F′(x)(v)−F′(y)(v)∥≤L∥x−y∥∥v∥
für beliebige
Punkte x,y∈U und Tangentialvektoren
v∈Rn.
In
X sei ein
Punkt x0∈U bekannt, so dass die
Jacobi-Matrix F′(x0) invertierbar ist. Sei
h0=F′(x0)−1F(x0) der Newtonschritt und
x1=x0−h0 das nächste Glied der Newton-Iteration.
Es bezeichne
∥h0∥=∥x1−x0∥ die Länge des Newtonschritts.
Aussage
Liegt die Kugel
B=Kˉ(x1,∥h0∥) um den
Punkt x1 mit der Länge des ersten Newtonschritts als
Radius noch vollständig in
U und ist die
Ungleichung
- α0=M∥F′(x0)−1∥∥h0∥≤21
erfüllt, wobei
M die Lipschitz-Konstante auf
B ist, dann
- gibt es eine eindeutige Lösung der Vektorgleichung F(x)=0 innerhalb der abgeschlossenen Kugel B=Kˉ(x1,∥h0∥) und
- konvergiert die Newton-Iteration xk+1=xk−F′(xk)−1F(xk) mit Startpunkt x0 mit wenigstens linearer Konvergenzgeschwindigkeit zu dieser Lösung.
Verallgemeinerung
Auch im endlichdimensionalen Fall kann man die
Normen in Definitions- und
Wertebereich unterschiedlich wählen. Mit
- ∥x∥Def=∥F′(x0)(x)∥Wert
ergibt sich z.B., dass
- ∥F′(x0)−1∥=1
gilt. Die einfachere Form der Konvergenzbedingung ist jedoch aufzuwiegen gegen die komplexere Form der Absätzung zur Lipschitz-Konstanten.
Beweisskizze
- ∥F(x+h)∥≤∥F(x+h)−F(x)−F′(x)(h)∥+21M∥h∥2
gilt, falls
x und
x+h in
U enthalten sind. Für
x0 und
x1=x0+h0 mit dem Newtonschritt
h0 folgt insbesondere
- ∥F(x1)∥≤21M∥h0∥2≤21M∥F′(x0)−1∥∥F(x)∥∥h0∥=21α0∥F(x)∥.
Wegen
- ∥F′(x1)−F′(x0)∥≤M∥h0∥≤α0∥F′(x0)−1∥−1
- ∥F′(x1)−1∥≤1−α01∥F′(x0)−1∥≤2∥F′(x0)−1∥
Diese beiden Abschätzungen kann man zusammenfassen zu einer Abschätzung des nächsten Newtonschrittes
h1=−F′(x1)−1F(x1):
- ∥h1∥≤α0∥h0∥≤21∥h0∥
und der die Konvergenz kontrollierenden Kenngröße
- α1=M∥F′(x1)−1∥∥h1∥≤2α02≤21.
Die Kugel um
x2=x1+h1 mit
Radius ∥h1∥ ist [!vollständig] in
B und damit in
X enthalten, die Lipschitz-Konstante der kleineren Kugel kann nur kleiner sein als
M. Es sind also alle Voraussetzungen für den nächsten Schritt hergestellt. Per
Induktion wird dies auf die gesamte Newton-Iteration fortgesetzt. Es ergibt sich eine Folge von ineinander enthaltenen Kugeln, deren
Radius sich in jedem Schritt mindestens halbiert. Der gemeinsame
Durchschnitt aller Kugeln ist also genau ein
Punkt, der auch
Grenzwert der Newton-Iteration ist. Die Funktionswerte der Newton-Iteration reduzieren sich in jedem Schritt auf ein Viertel des vorhergehenden Funktionswertes, bilden also eine
Nullfolge. Der
Grenzwert der Newton-Iteration löst also die Vektorgleichung
F(x)=0.
Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, daß man keine Gelegenheit versäumen sollte, dieses Fachgebiet unterhaltsamer zu gestalten.
Blaise Pascal
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