Rand und abgeschlossene Hülle

Sei MM ein metrischer Raum und AMA\subseteq M eine Teilmenge davon.
Die Menge der Randpunkte von AA heißt der Rand und wird mit A\partial A bezeichnet.

Satz 16RG (Eigenschaften des Randes)

Für jede Teilmenge AMA\subseteq M gilt:
  1. A=(Ac)\partial A = \partial ( A^c )
  2. AA ist offen und abgeschlossen     \iff A=\partial A=\OO.
    Speziell: =\partial \OO=\OO und M= \partial M=\OO
  3. A°A=A°\cap \partial A=\emptyset
  4. A°=AAA°=A\setminus \partial A
  5. A\partial A ist abgeschlossen
  6. A°=A°=\emptyset genau dann, wenn AA\partial A\supseteq A
 
 

Beweis

(i) Folgt direkt aus der Definition des Randpunktes. (ii) AA offen     \implies AA enthält nur innere Punkte     \implies nach Satz 16RC ist kein Punkt von AA Randpunkt. Sei xAcx\in A^c, dann ist xx innerer Punkt von AcA^c, da AA abgeschlossen, also kein Randpunkt. Andersherum: Hat AA keine Randpunkte, so ist jeder Punkt von AA innerer Punkt von AA und jeder Punkt von AcA^c ebenso innerer Punkt von AcA^c (iii) Folgt direkt aus Satz 16RC.
(iv) A°AA°\subseteq A (Satz 5226A)     A°=A°AAA\implies A°=A°\setminus \partial A \subseteq A\setminus \partial A (nach (iii))
Sei jetzt xAAx\in A\setminus \partial A, dann ist xx kein Randpunkt. Es gibt also eine Umgebung U(x)U(x), die ganz in AA oder im Komplement AcA^c liegt. Da xAx\in A muss aber U(x)AU(x)\subseteq A gelten also ist xx innerer Punkt von AA und damit xA°x\in A°.
(v) Wir zeigen, dass (A)c(\partial A)^c offen ist. Es gilt: (A)c=(AAc)A(\partial A)^c=(A\cup A^c)\setminus \partial A
=(AA)(AcA)=(A\setminus \partial A)\cup ( A^c\setminus \partial A) (Satz 5910C)
=A°(Ac(Ac))=A°\cup (A^c\setminus \partial (A^c)) =A°(Ac)°=A°\cup (A^c)°.
Es ist uns gelungen, (A)°(\partial A)° als Vereinigung zweier offener Mengen darzustellen, also ist die Menge nach Satz 5225J offen und mithin A\partial A abgeschlossen.
(vi) AAA\subseteq\partial A     AA=\implies A\setminus \partial A=\OO     A°=\implies A°=\OO nach iv. A°=A°=\OO     \implies xAx\in A ist kein innerer Punkt, kann auch keine äußerer Punkt sein, muss also ein Randpunkt sein.     xA\implies x\in\partial A \qed

Definition abgeschlossene Hülle

Nimmt man zu einer Teilmenge AMA\subseteq M eines metrischen Raumes MM ihre Randpunkte hinzu, so erhält man die abgeschlossene Hülle A:=AA\overline A:=A \cup \partial A. Zuerst ein Satz, der es ermöglicht, offenen Kern und abgeschlossene Hülle ineinander umzurechnen.

Satz 16RI

  1. A°Ac=A°\cap \, \overline {A^c}=\OO,
  2. A°Ac=MA°\cup \, \overline {A^c}=M,
  3. (A°)c=Ac\nohtml (A°)^c=\overline {A^c},
  4. (A)c=(Ac)°(\overline A)^c=(A^c)°

Beweis

(i) A°AcA°\cap \, \overline {A^c} =A°((Ac)°(Ac))=A°\cap((A^c)°\cup \partial(A^c)) =(AAc)°=(A°A)===\underbrace {(A\cap A^c)°}_{=\OO}\cup\underbrace {(A°\cap \partial A)}_{=\OO}=\OO (Satz 16RD und Satz 16RG)
(ii) xMx\in M ist innerer Punkt von AA, also xA°x\in A° oder äußerer oder Randpunkt von AA (Satz 16RC), dann ist xx aber innerer oder Randpunkt von AcA^c, also xAcx\in A^c. (iii) wegen (i) und (ii). (iv) mit (iii): (Ac)°=(Acc)c=(A)c(A^c)°={\left(\overline {A^{cc}}\right)}^c=(\overline A)^c. \qed

Satz 16RJ

  1. AAA\subseteq \ovl A
  2. AB    ABA\subseteq B\,\implies\, \ovl A\subseteq \ovl B
  3. A=A\ovl {\ovl A}=\ovl A
  4. =\ovl\OO=\OO und M=M\ovl M=M

Beweis

Alle Aussagen (i)-(iv) sind duale Aussagen zum Satz 5226A und können durch Übergang zum Komplement und Satz 16RI bewiesen werden. \qed

Satz 16RK (Abgeschlossene Hülle und Mengenoperationen)

Sei MM ein metrischer Raum, II eine Indexmenge und {Ai}\{A_i\} eine Mengenfamilie. Dann gilt:
  1. (iIAi)    iIAi\ovl{\left(\bigcap\limits_{i\in I} \, A_i\right)}\;\subseteq\; \bigcap\limits_{i\in I} \, \ovl{A_i},
  2. (iIAi)    iIAi\ovl{\left(\bigcup\limits_{i\in I} \, A_i\right)}\;\supseteq\; \bigcup\limits_{i\in I} \, \ovl{A_i},
  3. Ist I={1,2,,n}I=\{1,2,\dots,n\} endlich, so gilt
    (i=1nAi)  =  i=1nAi\ovl{\left(\bigcup\limits_{i=1}^n \, A_i\right)}\;=\; \bigcup\limits_{i=1}^n \, \ovl{A_i}.

Beweis

Übergang zum Komplement und Satz 16RI und Satz 16RD.

Satz 16RL (Abgeschlossene Hülle und abgeschlossene Mengen)

  1. AA ist abgeschlossen     A=A\iff A= \overline A
  2. A\ovl A ist die kleinste abgeschlossene Menge, die alle abgeschlossenen Obermengen von AA enthält und lässt sich damit als Durchschnitt aller abgeschlossenen Mengen, die AA enthalten, darstellen.

Beweis

(i) AA abgeschlossen     Ac\iff \, A^c offen     Ac=(Ac)°\iff \, A^c=(A^c)°     Ac=Ac\iff \, A^c={\ovl A}^c     A=A\iff \, A=\ovl A
(ii) ergibt sich mit Satz 16RI und Satz 16RF. \qed

Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.

Rene Descartes

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