Einfache oder reguläre Kettenbrüche sind eine eindeutige Darstellungsform der reellen Zahlen. Ein regulärer Kettenbruch ist definiert als ein Bruch der Form:
Dass die erste dieser Behauptungen leicht zu zeigen ist, sei an einem Beispiel demonstriert: Wenn x etwa der periodische Kettenbruch
x=1+2+3+1+2+…1111
ist, dann gilt
x=1+2+3+x111=⋯=7x+210x+3
woraus 7x2−8x−3=0 folgt.
Ein Beispiel ist der unendliche Kettenbruch für die Quadratwurzel aus 2:
2=1+2+2+2+2+…1111
Eine besondere Form periodischer unendlicher Kettenbrüche beschreibt die noblen Zahlen.
Nichtperiodisch unendliche Kettenbrüche
Jeder nichtperiodisch unendliche Kettenbruch stellt eine irrationale Zahl dar, die sich nicht als Lösung einer quadratischen Gleichung mit ganzzahligen Koeffizienten darstellen lässt. Umgekehrt lässt sich jede solche Zahl (insbesondere jede transzendente Zahl) als nichtperiodischer Kettenbruch schreiben.
wobei sich das hier erkennbare Muster bis ins Unendliche fortsetzt, jedoch keine Periode aufweist.
Der Kettenbruch zu Kreiszahlπ hat kein erkennbares Muster:
π=[3;7,15,1,292,1,1,1,2,1,3,1,14,2,…]
Es existiert jedoch ein sehr regelmäßiger, aber nicht mehr regulärer Kettenbruch für π:
π=1+2+2+⋯5232124
Ebenfalls nichtperiodisch ist beispielsweise der Kettenbruch für die dritte Wurzel von 2:
32=[1;3,1,5,1,1,4,1,1,8,1,14,…]
Historisches und Anwendungen
Zur Geschichte der Kettenbrüche
Die Theorie der Kettenbrüche entwickelte sich aus dem Bedürfnis hieraus, Brüche oder schwer fassbare Zahlen zu approximieren. Beispielsweise berechnete Christiaan Huygens damit aus den Umlaufzeiten der Planeten das Übersetzungsverhältnis der Zahnräder für sein Zahnradmodell des Sonnensystems. Huygens musste für die Bewegung des Saturns das Verhältnis
berechnen. Mit nur drei Kettengliedern beträgt der relative Fehler hierbei ungefähr 0,01 %:
29+2+2+1111=7206=29,428571…
Auch zur Festlegung von Schaltjahren kann man Kettenbruchnäherungen benutzen. Fast alle Kulturen nutzen sie zur Erstellung von Zeitrechnungstafeln und Kalendern. Und auch die wichtige Kreiszahlπ wussten die Chinesen schon durch Brüche anzunähern. Natürlich ist im Zeitalter des Computers die näherungsweise Berechnung der Kreiszahl oder anderer irrationaler Zahlen problemlos machbar; eine extrem genaue Approximation ist jedoch selten sinnvoll.
Anwendungen
Die Kettenbruchmethode, ein Faktorisierungsverfahren für ganze Zahlenn, die keine Quadratzahl sind, basiert auf der Kettenbruchzerlegung von n.
Kettenbrüche sind manchmal recht angenehm, um etwas zu zeigen, beispielsweise um algebraische Zahlen von transzendenten Zahlen zu unterscheiden. Am Wachstum der Folgean kann man ablesen, wie gut die Zahl α=[a0;a1, ...] durch rationale Zahlen approximierbar ist; falls die Folgean schnell genug wächst, ist α ein Liouvillesche Zahl und daher transzendent.
Kettenbrüche werden benutzt um rationale Näherungen an eine vorgegebene reelle Zahl zu berechnen, d.h. die betreffende Zahl durch Brüche anzunähern, deren Zähler und Nenner für die erzielte Genauigkeit der Darstellung möglichst klein sind. Man kann zeigen, dass die teilweise Auswertung der Kettenbruchdarstellung einer reellen Zahl einen Bruch liefert, der in dem Sinne die genaueste mögliche rationale Annäherung an den Kettenbruch ist, als man die Annäherung nur genauer machen kann, wenn man den Nenner größer macht.
Beispiel: die oben angeführte Kettenbruchdarstellung für
π=[3;7,15,1,292,1,1,1,2,1,3,1,14,2,…]
liefert nacheinander mit zunehmendem Nenner und zunehmender Genauigkeit für π die Näherungswerte
Diese sind abwechselnd ein bisschen zu klein und ein bisschen zu groß, wobei der absolute Fehler immer kleiner wird.
Kettenbrüche eignen sich aber kaum zur Berechnung, da keine schnellen Algorithmen zur Berechnung der Summe, Differenz, Produkt oder Quotient zweier Zahlen in Kettenbruchdarstellung bekannt sind, und es für die Berechnung transzendenter und algebraischer Zahlen effektivere und schneller konvergierende Verfahren gibt.
Die Logik ist die Hygiene, deren sich der Mathematiker bedient, um seine Gedanken gesund und kräftig zu erhalten.