Der Existenz- und Eindeutigkeitssatz von Picard-Lindelöf
Vorbemerkungen
Man betrachtet das Differentialgleichungssystem y′=f(x,y) mit y=⎝⎜⎛y1⋮yn⎠⎟⎞ und f=⎝⎜⎛f1⋮fn⎠⎟⎞. In Komponenten: y1′yn′=f1(x,y1,…,yn)⋮=fn(x,y1,…,yn)
Definition Lipschitzbedingung
Sei G⊂R×Rn, f:G→Rnstetig. f genügt in G (bezüglich y) einer Lipschitzbedingung
:⟺∀(a,b)∈G existiert eine UmgebungU(a,b) und f genügt in G∩U einer Lipschitzbedingung
Satz 16LL (Satz von Picard-Lindelöf)
Sei G⊂R×Rnoffen und f:G→Rn eine stetige Funktion, die lokal einer Lipschitzbedingung genügt. Dann existiert für alle (a,c)∈G ein ε>0, sodass φ:[a−ε,a+ε]→Rn die eindeutige Lösung des Anfangswertproblemsy′=f(x,y) mit φ(a)=c ist..
Sei Iε:=[a−ε,a+ε] für ε>0. Wir wählen ε,r>0 so, dass U={(x,y)∈Iε×Rn:∣∣y−c∣∣2≤r}⊂G und f auf U einer Lipschitzbedingung genügt, d.h. ∃L≥0∀(x,y),(x,y~)∈U:∣∣f(x,y)−f(x,y~)∣∣2≤∣∣y−y~∣∣2. U ist kompakt (Satz 165L) und fstetig auf U. Wir setzen Urε(c):={φ∈C(Iε,Rn):∣∣φ−c∣∣≤r} (ist i.a. nicht kompakt). Urε ist als abgeschlossene Kugel in C(Iε,Rn) nach Satz 5608G ein vollständiger metrischer Raum mit der Metrik(d(φ,ψ)=∣∣φ−ψ∣∣).
2.Schritt: Kontrahierende Abbildung
Wir definieren die AbbildungT:Urε(c)→C(Iε,Rn) als
(Tφ)(x):=c+a∫xf(t,φ(t))dt.
Es gilt für alle x∈Iε die Abschätzung ∣∣(Tφ)(x)−c∣∣2=∣∣∣∣∣∣∣∣a∫xf(t,φ(t))dt∣∣∣∣∣∣∣∣2≤∣∣∣∣a∫x∣∣f(t,φ(t))∣∣2dt∣∣∣∣≤∣x−a∣M≤εM (Satz 15VJ) Hieraus folgt:
∀φ∈Urε(c):∣∣Tφ−c∣∣=supx∈Iε∣∣(Tφ)(x)−c∣∣2≤εM
∣∣(Tφ)(x)−(Tφ~)(x)∣∣2=∣∣∣∣∣∣∣∣a∫x(f(t,φ(t))−f(t,φ~(t)))dt∣∣∣∣∣∣∣∣2≤∣∣∣∣∣∣∣a∫xL∣∣φ−φ~∣∣∣∣f(t,φ(t))−f(t,φ~(t)))∣∣2dt∣∣∣∣∣∣∣≤L∣x−a∣⋅∣∣φ−φ~∣∣≤εL∣∣φ−φ~∣∣ für x∈Iε
⇒∀φ,φ~∈Urε(c):∣∣Tφ−Tφ~∣∣≤εL∣∣φ−φ~∣∣
Man wählt ε>0 so, dass ε≤min{Mr,2L1}. Dann gilt: