Nebenklassen

Wir können das Komplexprodukt auch bilden, wenn eine der beteiligten Mengen nur ein Element enthält. Man schreibt dann abkürzend aHaH für {a}H\{a\}H und HaHa für H{a}H\{a\}.
Ist HH ein Untergruppe spricht man von Nebenklassen. Je nachdem von welcher Seite multipliziert heißt diese dann Linksnebenklasse bzw. Rechtsnebenklasse.
aH={ah hH}aH=\{a\circ h|\space h\in H\} Linksnebenklasse
Ha={ha hH}Ha=\{h\circ a|\space h\in H\} Rechtsnebenklasse
Die Eigenschaften der Nebenklassen beschreibt das folgende

Lemma 5211A (Eigenschaften von Nebenklassen)

Sei HH eine Untergruppe von GG, a,bGa,b\in G und ee das neutrale Element. Dann gilt
  1. aH=bH    b1aH    a1bHaH=bH\iff b^{-1}a\in H\iff a^{-1}b\in H
  2. eH=HeH=H
  3. aH    aH=Ha=Ha\in H\iff aH=Ha=H
Entsprechende Aussagen lassen sich auch für Rechtsnebenklassen formulieren.

Beweis

(iii) "    \implies": xaHx\in aH bedeutet, es gibt ein hHh\in H mit ah=xa\circ h=x, es war jedoch aHa\in H vorausgesetzt, womit xHx\in H ist und aHHaH\subseteq H bewiesen ist. Andererseits können wir mit einen xHx\in H dieses sicher als x=ahx=a\circ h darstellen, nämlich für h=a1xh=a^{-1}\circ x, womit die andere Inklusion gezeigt ist.
(ii) folgt aus (iii) wegen eHe\in H.
(i) Die rechts stehenden Äquivalenzen gelten unabhängig von aH=bHaH=bH, denn a1bH    a^{-1}\circ b\in H\iff hH:h=a1b\exists h\in H: h=a^{-1}\circ b     h1=b1a\iff h^{-1}=b^{-1}\circ a     b1aH\iff b^{-1}\circ a\in H
"    \implies": Sei aH=bHaH=bH, dann gilt nach "(iii)    \implies": bbH=aHb\in bH=aH, damit gibt es ein hHh\in H mit b=ahb=a\circ h, also h=a1bh=a^{-1}\circ b womit a1bHa^{-1}\circ b\in H gilt.
"\Leftarrow": Sei b1aHb^{-1}\circ a \in H und gaHg\in aH, dann gibt es ein haHh_a\in H mit g=ahag=a\circ h_a. Wir wollen zeigen, dass gbHg\in bH ist. Dies kann nur dann der Fall sein, wenn es ein hbHh_b\in H gibt mit g=bhbg=b\circ h_b. Wir setzen hb=b1ahah_b=b^{-1}\circ a \circ h_a. Auf Grund der Voraussetzung gilt hbHh_b\in H und g=bhbg=b\circ h_b, womit aHbHaH\subseteq bH gezeigt ist. Die andere Inklusion kann man analog erschließen.
(iii) "\Leftarrow": Ergibt sich aus (i) und (ii). \qed
Jetzt können wir die Nebenklassen charakterisieren:

Satz 5211B

Sei HH eine Untergruppe von GG. Dann erzeugen die Nebenklassen eine Zerlegung von GG.
Damit sind zwei Nebenklassen entweder disjunkt oder sie sind gleich und jedes Gruppenelement kommt in einer Nebenklasse vor.
Es gilt sogar: Je zwei Nebenklassen lassen sich bijektiv aufeinander abbilden und sind daher gleichmächtig.

Beweis

Wir führen den Beweis nur für Linksnebenklassen, die Schlüsse lassen sich leicht auch auf Rechtnebenklassen übertragen.
Nach dem Lemma 5211A gilt ggHg\in gH, damit ist die Vereinigung aller Nebenklassen die ganze Gruppe gGgH=G\bigcup\limits_{g\in G}{gH}=G.
Nehmen wir jetzt zwei beliebige Nebenklassen aHaH und bHbH für (a,bGa,b\in G); außerdem gelte für ein gGg\in G: gaHg\in aH und gbHg\in bH. Wir zeigen, dass dann aH=bHaH=bH gilt.
gaH    haH:aha=gg\in aH \iff \exists h_a\in H: a\circ h_a=g und analog
gbH    hbH:bhb=gg\in bH \iff \exists h_b\in H: b\circ h_b=g
Damit gilt: aha=bhba\circ h_a=b\circ h_b und somit auch hahb1=a1bh_a\circ h_b^{-1}=a^{-1}b. Es waren aber ha,hbHh_a,h_b\in H womit auch a1bHa^{-1}\circ b\in H. Mit obigen Lemma ergibt sich die Behauptung.
Um die Nebenklassen H=eHH=eH und aHaH bijektiv aufeinander abzubilden, definieren wir folgende Abbildung fa:HaHf_a: H\rightarrow aH mit fa(x)=axf_a(x)=a\circ x für xGx\in G.
faf_a ist injektiv, denn fa(x)=fa(y)f_a(x)=f_a(y) bedeutet ax=aya\circ x=a\circ y und nach Linksmultiplikation mit a1a^{-1} ergibt sich x=yx=y.
faf_a ist surjektiv, denn wenn gaHg\in aH, dann gibt es ein hHh\in H mit g=ah=fa(h)g=a\circ h=f_a(h), damit ist dieses hh genau das Urbild von gg. \qed

Für Gruppen endlicher Ordnung können wir sofort eine wichtige Folgerung aus Satz 5211B ziehen.
Alle Nebenklassen haben die gleiche Anzahl von Elementen und mit eH=HeH=H, d.h. eine Nebenklasse ist die Untergruppe HH selbst erhalten wir den:

Satz 5211C (Satz von Lagrange)

Die Ordnung einer Untergruppe HH von GG ist immer Teiler der Ordnung der Gruppe GG:
ord(H)ord(G)\ord(H)|\ord(G)
.
Die Anzahl der Nebenklassen einer Untergruppe HH nennt man auch den Index der Untergruppe und bezeichnet ihn mit ind(G:H)\ind(G:H) Mit dieser Definition formuliert sich der Satz als
ord(G)=ord(H)ind(G:H)\ord(G)=\ord(H)\cdot\ind(G:H)
.
 
 

Gott existiert, weil die Mathematik widerspruchsfrei ist, und der Teufel existiert, weil wir das nicht beweisen können.

Andre Weil

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