Approximation der Delta-Distribution

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Dichte einer zentrierten Normalverteilung δa(x)=12πaex22a \delta_{a}(x)=\dfrac {1}{\sqrt{2\pi a}} \cdot e^{-\dfrac {x^2}{2a}}.
Für a0a\to 0 wird die Funktion immer höher und schmaler, der Flächeninhalt bleibt jedoch unverändert 1. (Unterbrechung mit Esc-Taste.)
Man kann die Delta-Distribution wie alle anderen Distributionen auch als Grenzwert einer Funktionenfolge darstellen. Die Menge der Dirac-Folgen ist die wichtigste Klasse von Funktionenfolgen mit denen die Delta-Distribution dargestellt werden kann. Jedoch gibt es noch weitere Folgen die gegen die Delta-Distribution konvergieren.

Dirac-Folgen

Sei ϵ>0\epsilon > 0. Eine Folge (δk)kN(\delta_k)_{k \in \N} integrierbarer Funktionen δkL1(Rn)\delta_{k} \in L^1(\R^n) wird Dirac-Folge genannt, falls
  1. für alle xRnx \in \R^n und alle kNk \in \N die Bedingung δk(x)0,\delta_{k}(x)\geq 0\,,
  2. für alle kNk \in \N die Identität Rnδk(x)dx=1\int\limits_{\R^n}\delta_{k}(x)\,\mathrm{d}x=1 und
  3. für alle δ>0\delta > 0 die Gleichheit limtRnBδ(0)δk(x)dx=0\lim_{t \to \infty} \int\limits_{\R^n \setminus B_\delta (0)} \delta_{k}(x) \mathrm{d} x = 0
gilt. Manchmal versteht man unter einer Dirac-Folge auch nur einen Spezialfall der hier definierten Dirac-Folge. Wählt man nämlich eine Funktion φL1(Rn)\phi \in L^1(\R^n) mit φ(x)0\phi(x) \geq 0 für alle xRnx \in \R^n und Rnδ(x)dx=1\textstyle \int\limits_{\R^n} \delta(x) \mathrm{d} x = 1 und setzt δϵ:=ϵnφ(xϵ)\delta_\epsilon := \epsilon^{-n} \phi(\dfrac{x}{\epsilon}) für ϵ>0\epsilon > 0, dann erfüllt diese Funktionenschar die Eigenschaften 1 und 2. Betrachtet man den Grenzwert ϵ0\epsilon \to 0 anstatt kk \to \infty so ist auch Eigenschaft 3 erfüllt. Daher nennt man die Funktionenschar δϵ\delta_\epsilon ebenfalls Dirac-Folge.[1]

Bemerkungen

Die Funktion δk\delta_{k} kann man nun mit einer reguläre Distribution
δk(f):=δk,f:=Rnδk(x)f(x)dx\delta_k(f) := \langle\delta_{k},f\rangle := \int\limits_{\R^n}\delta_{k}(x)\, f(x)\,\mathrm{d}x
identifizieren. Nur im Limes kk \to \infty erhält man das ungewöhnliche Verhalten der Delta-Distribution
limkδk(f)=limkδk,f=f(0)=δ,f\lim_{k\to \infty} \delta_k(f) = \lim_{k\to \infty} \langle\delta_{k},f\rangle=f(0)=\langle\delta,f\rangle
wobei zu beachten ist, dass die Limes-Bildung nicht unter dem Integral, sondern davor erfolgt. Würde man den Limes unter das Integral ziehen, so wäre δϵ\delta_{\epsilon} fast überall Null, nur nicht bei x=0. Ein einzelner Punkt hat jedoch das Lebesgue-Maß Null und das ganze Integral würde verschwinden.
Anschaulich stellt man sich die Delta-Distribution als eine beliebig hohe und beliebig schmale Funktion vor, deren Fläche den Wert 1 besitzt. Man lässt nun die Funktion immer schmaler und dafür immer höher werden - die Fläche darunter muss konstant 1 bleiben. Es existieren auch mehrdimensionale Dirac-Distributionen, diese werden anschaulich zu mehrdimensionalen "Keulen" mit dem Volumen 1.

Beispiele für Dirac-Folgen

Im Folgenden werden verschiedene Approximationen (Dirac-Folgen) δϵ(x)\delta_{\epsilon}(x) angegeben, zunächst stetig differenzierbare:
  • Glockenfunktionen (Normalverteilungen)
δϵ(x)=12πεexp(x22ε)\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{1}{\sqrt{2\pi\varepsilon}}\,\exp\left(-\dfrac{x^{2}}{2\varepsilon}\right)
Die angegebenen Funktionen besitzen ein sehr schmales und sehr hohes Maximum bei x=0, die Breite ist ~ ϵ0\sqrt{\epsilon}\to 0 und die Höhe ~ 1/ϵ1/\sqrt{\epsilon}\to\infty. Der Flächeninhalt unter der Funktion ist aber immer 1, für alle ϵ \epsilon.
  • Lorentzkurven
δϵ(x)=1πϵx2+ϵ2\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{1}{\pi}\dfrac{\epsilon}{x^{2}+\epsilon^{2}}
  • Fresnel-Darstellung
δϵ(x)=1iπϵexp(ix2ϵ)\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{1}{\sqrt{i\pi\epsilon}}\,\exp\left(\dfrac{ix^{2}}{\epsilon}\right)
die man sich vorstellen kann als eine Linie, die auf einen Zylinder gewickelt ist, und deren Wicklungen durch das x2x^2 immer enger werden; die Grundfläche (in xx-yy-Ausrichtung) des Zylinders wird aus dem Imaginär- und Realteil der Funktion gebildet, die Funktion entwickelt sich dann in zz-Richtung.
Es sind aber auch Approximationen möglich, die nur stückweise stetig differenzierbar sind:
  • Rechteckfunktion
δϵ(x)=rect(x/ϵ)ϵ={1ϵ xϵ20 sonst\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{\textrm{rect}(x/\epsilon)}{\epsilon}=\begin{cases} \dfrac{1}{\epsilon} & \ |x|\leq\dfrac{\epsilon}{2}\\ 0 & \ \text{sonst}\end{cases}
  • Dreiecksfunktion
δϵ(x)={ϵ+xϵ2 ϵx0ϵxϵ2 0<xϵ0 sonst\delta_{\epsilon}(x)=\begin{cases} \dfrac{\epsilon+x}{\epsilon^{2}} & \ -\epsilon\leq x\leq0\\ \dfrac{\epsilon-x}{\epsilon^{2}} & \ 0<x\leq\epsilon\\ 0 & \ \text{sonst}\end{cases}
δϵ(x)=12ϵexp(xϵ)\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{1}{2\epsilon}\exp\left(-\dfrac{|x|}{\epsilon}\right)

Weitere Beispiele

Sincfunktion.gif
Approximation durch die Sincfunktion
Die Funktionenfolge der Sinc-Funktionen δϵ(x)=1πxsin(xϵ)\delta_{\epsilon}(x)=\dfrac{1}{\pi x}\sin\left(\dfrac{x}{\epsilon}\right) ist keine Dirac-Folge, da ihre Folgenglieder auch negative Werte annehmen. Betrachtet man allerdings den Ausdruck limϵ01πxsin(xϵ)φ(x)dx\lim_{\epsilon \to 0} \int\limits_{-\infty}^\infty \dfrac{1}{\pi x}\sin\left(\dfrac{x}{\epsilon}\right) \phi(x) \mathrm{d} x so konvergiert für alle φD\phi \in \mathcal{D} diese Folge im distributionellen Sinn gegen die Delta-Distribution.
 
 
 
1  Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis : eine anwendungsorientierte Einführung. 5. überrb. Auflage. Springer-Verlag, Berlin u.a., 2006, ISBN 3-540-34186-2, Seite 109.

Es ist unmöglich, die Schönheiten der Naturgesetze angemessen zu vermitteln, wenn jemand die Mathematik nicht versteht. Ich bedaure das, aber es ist wohl so.

Richard Feynman

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