Lösung homogener Differentialgleichungssysteme
2x2 System und einführendes Beispiel
Zuerst diskutieren wir das Lösungsverhalten bei linearen homogenen Differentialgleichungssystemen mit zwei Gleichungen und zwei Unbekannten. Seien
x(t) und
y(t) die beiden
Funktionen und
x′(t)=ax(t)+by(t)
y′(t)=cx(t)+dy(t)
das Differentialgleichungssystem. In Matrixschreibweise:
(x′(t)y′(t))=(acbd)(x(t)y(t)).
Ähnlich wie bei linearen
homogenen Differentialgleichungen lösen wir das System mittels eines
e-Ansatzes.
(x(t)y(t))=(x^eλty^eλt)=eλt(x^y^)
Dann ist
(x′(t)y′(t))=λeλt(x^y^) und wir erhalten die Matrixgleichung
λeλt(x^y^)=eλt(acbd)(x^y^) ⟹ λ(x^y^)=(acbd)(x^y^). Setzen wir
v=(x^y^) und
A=(acbd) erhalten wir eine Gleichung der Form
was aber nichts anderes bedeutet, als dass
λ Eigenwert der
Matrix A ist und
v ein
Eigenvektor. Nun besitzt eine 2x2
Matrix im Allgemeinen zwei
Eigenwerte λ1 und
λ2 sowie
v1=(x1y1) und
v2=(x2y2) zwei
Eigenvektoren Dann ist die allgemeine Lösung von der Gestalt
(x(t)y(t))=C1eλ1t(x1y1)+C2eλ2t(x2y2)
Beispiel
Reeller Fall
x′=2x−3y y′=3y
A=(20−33) det(A−λE)= det(2−λ0−33−λ) =(2−λ)(3−λ)=0
Eigenwerte:
λ1=2 und
λ2=3
Eigenvektoren z.B.:
v1=(10) und
v2=(−31)
Allgemeine Lösung:
(x(t)y(t))=C1e2t(10)+C2e3t(−31)
bzw:
x(t)=C1e2t−3C2e3t und
y(t)=−C2e3t
Bei vorgegebenen Anfangswerten können die Konstanten
C1 und
C2 durch Lösung eines
linearen Gleichungssystems bestimmt werden.
Komplexer Fall
Sind die auftretenden
Eigenwerte komplex, so wird durch geeignete
Linearkombination der speziellen Lösungen der Übergang zum Reellen vollzogen.
x′=y y′=−x
A=(0−110) det(A−λE)= det(−λ−11−λ) =λ2+1=0
Es ergeben sich die komplexen
Eigenwerte λ1=i und
λ2=−i mit dazugehörigen
Eigenvektoren:
v1=(−i1) und
v2=(i1), womit wir die speziellen Lösungen
(i1)e−it=(i(cost−isint)cost−isint) =(icost+sint)cost−isint)
(−i1)eit=(−i(cost+isint)cost+isint) =(−icost+sint)cost+isint)
erhalten.
Summieren wir die beiden Gleichungen, so erhalten wir:
2⋅(sintcost); und bilden wir die
Differenz und multiplizieren mit
i erhalten wir:
2⋅(cost−sint).
Die allgemeine Lösung ergibt sich dann als:
(x(t)y(t))=C1(sintcost)+C2(cost−sint)
Regel für komplexe Eigenwerte
(−i1)eit=(−i(cost+isint)cost+isint) =(−icost+sint)cost+isint) hat den
Realteil (sintcost) und den
Imaginärteil (−costsint).
Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott geschaffen, alles andere ist Menschenwerk.
Leopold Kronecker
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