In der Physik kann ein schwingendes System oft durch eine lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung beschrieben werden. Diese DGL hat die Form
x¨(t)+γx˙(t)+ω02x(t)=F(t),
wobei x die schwingende Größe darstellt, die in der Regel von der Zeit t abhängt.
Der Parameter ω0 beschreibt die Eigenfrequenz des Systems und γ die Reibung, die zu einer Dämpfung der Schwingung führt.
Ist eine treibende Kraft F vorhanden, so spricht man von einer erzwungenen Schwingung, andernfalls von einer freien Schwingung.
Allgemeine Lösung der homogenen Gleichung/ Ungedämpfte Schwingung
Die homogene Gleichung x¨(t)+γx˙(t)+ω02x(t)=0 beschreibt eine freie Schwingung und wird mittels eines e-Ansatzes gelöst. Wir erhalten dann als charakteristische Gleichung die quadratische Gleichungλ2+γλ+ω02=0. Ihre allgemeine Lösung ist
λ1,2=−2γ±4γ2−ω02(1)
und demnach ist die allgemeine Lösung der homogenen Gleichung x(t)=C1eλ1t+C2eλ2t.
Ungedämpfte freie Schwingung
In diesem Fall soll F=0 und γ=0 gelten. Die DGL vereinfacht sich zu x¨(t)+ω02x(t)=0 und die charakteristische Gleichung hat nur die komplexen Lösungen λ1,2=±−ω02=±iω. Die allgemeine Lösung ist
ist. Es handelt sich um eine kontinuierliche Schwingung mit gleich bleibender Amplitude.
Gedämpfte freie Schwingung
Es soll F=0 und γ>0 gelten (γ wird als positiv angenommen, da andernfalls statt einer Dämpfung eine Verstärkung der Schwingung stattfinden würde. Bei Bedarf kann dieser Fall analog diskutiert werden.)
Je nachdem ob die Wurzel in (1) positiv oder negativ wird, sind weitere Fälle zu unterscheiden:
Schwache Dämpfung für γ<2ω0
Starke Dämpfung für γ>2ω0
Aperiodischer Grenzfall für γ=2ω0
Schwache Dämpfung
Gedämpfte freie Schwingung mit schwacher Dämpfung
Für γ<2ω0 ergibt (1) zwei konjugiert komplexe Lösungen und die homogene DGL hat Lösungen der Form
x(t)=e−2γt(C1sinωt+C2cosωt)
mit der verkleinerten Schwingungsfrequenz ω=ω02−4γ2. Die Amplitude der Schwingung nimmt mit der Exponentialfunktionx(t)=e−2γt ab. Das typische periodische Bild einer Schwingung ist jedoch noch erkennbar, allerdings strebt die Amplitude für t→∞ gegen 0.
Starke Dämpfung
Gedämpfte freie Schwingung mit starker Dämpfung
Für γ>2ω0 ergibt (1) lediglich zwei reelle Werte. Die homogene DGL hat Lösungen der Form
x(t)=C1e−δ1t+C2e−δ2t
mit δ1,2=2γ∓4γ2−ω02. Zu beachten ist noch, dass beide Wurzeln stets positiv sind, sich also monoton fallende Exponentialfunktionen ergeben. Wegen der starken Dämpfung ist die Periodizität der Schwingung nicht mehr erkennbar.
Aperiodischer Grenzfall
Für γ=2ω0 ergibt (1) nur eine Lösung λ=−2γ. Die allgemeine Lösung der DGL hat die Form
x(t)=(C1t+C2)e−2γt
Wenn das System wie bei starker Dämpfung nicht sofort ausschwingt, so erreicht es nur ein Extremum, um danach schnell auszuklingen.
Eine mathematische Wahrheit ist an sich weder einfach noch kompliziert, sie ist.
Émile Lemoine
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