Die reellen ZahlenR werden dann als diejenige Menge charakterisiert, die obige Axiome erfüllen.
Körperaxiome
Die Körperaxiome fordern, dass es sich bei den reellen Zahlen um einen kommutativen Körper handeln soll.
Es existieren also zwei binäre Operationen, die Addition+ und die Multiplikation⋅. Üblicherweise lässt man den Punkt (⋅) weg und die Klammersetzung erfolgt nach den Regeln Punktrechnung vor Strichrechnung.
Im Einzelnen sollen folgende Regeln für diese Operationen gelten
Assoziativgesetze
Für alle a,b,c∈R gilt.
a+(b+c)=(a+b)+c
a⋅(b⋅c)=(a⋅b)⋅c
Existenz neutraler Elemente
Es existieren zwei ausgezeichnete reelle Zahlen0 und 1, so dass für alle a∈R gilt:
a+0=a und a⋅1=a.
Existenz inverser Elemente
Zu jedem a∈R existiert ein −a∈R mit
a+(−a)=0
.
Wenn a verschieden von 0 ist gibt es ein a−1 mit
a⋅(a−1)=1
.
Für a−1 schreibt man auch a1.
Kommutativgesetze
Für alle a,b∈R gilt:
a+b=b+a und a⋅b=b⋅a.
Distributivgesetz
a⋅(b+c)=a⋅b+a⋅c
Mit den obigen Axiomen gelten für die reellen Zahlen alle Eigenschaften, die für alle Körper gelten.
Insbesondere sind die neutralen und inversen Elemente eindeutig bestimmt (siehe Satz 5827A für Gruppen).
Auf Grund dieses Axiomensystems kann man in den reellen Zahlen rechnen wie in jedem Körper. Man kann sukzessive alle bekannten Rechenregeln herleiten.
Satz 16L4 (Folgerungen aus den Körperaxiomen)
Es seien a,b,x,y∈R, dann gilt:
x⋅0=0
(−x)⋅y=−(xy)
Die Gleichung a+x=b hat bei gegebenen a,b (und gesuchtem x) genau eine Lösung, nämlich x=b−a. Insbesondere ist das additive Inverse zu a (als Lösung der Gleichung a+x=0) eindeutig bestimmt. Es gilt außerdem −(−a)=a, weil sowohl −(−a) als auch a additive Inverse zu −a sind.
Die Gleichung ax=b hat für gegebenes a=/0 und b∈R genau eine Lösung, nämlich x=ba−1=ab. Insbesondere ist das multiplikative Inverse a−1 eindeutig bestimmt und (a−1)−1=a.
Es ist x⋅y=0 genau dann, wenn x=0∨y=0 gilt.
Beweis
(i) x⋅0=x⋅(0+0)=x⋅0+x⋅0, d.h. die reellen Zahlenx⋅0 und x⋅0+x⋅0 sind gleich. Also sind auch =0x⋅0+(−x⋅0) und (x⋅0+x⋅0)+(−(x⋅0)) gleich. D.h. 0=x⋅0.
(ii) 0=(i)0⋅y=(x+(−x))y=xy+((−x)y). Addition von −xy zu beiden Zahlen liefert die Behauptung −(xy)=(−x)y. (iii) + (iv) Gilt in allen Körpern. (v) Aus (i) folgt: xy=0, falls x=0 oder y=0. Ist andererseits xy=0 und x=/0, so können wir beide Seiten mit x−1 multiplizieren. Es folgt: x−1(xy)=x−1⋅0. Nach (i) ist x−1⋅0=0, also x−1(xy)=(x−1x)y=1⋅y=y. Somit folgt y=0. Ebenso sehen wir: ist xy=0 und y=/0, so ist x=0. Es können also, falls xy=0 ist, nicht beide Faktoren =/0 sein. □
Im großen Garten der Geometrie kann sich jeder nach seinem Geschmack einen Strauß pflücken.
David Hilbert
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