Existenzsatz für Wurzeln

Eine starke Motivation zur Einführung der komplexen Zahlen bestand darin, dass in den reellen Zahlen das Ziehen von Wurzeln aus negativen Zahlen nicht möglich ist. Der folgende Satz stellt sicher, dass diese Wurzeln aus komplexen Zahlen gezogen werden können.

Satz A4KD (Existenz von Wurzeln)

Sei w=a+biw=a+b\i eine komplexe Zahl und kNk\in\N mit k>=2k>=2. Dann gibt es ein vCv\in\C mit vk=wv^k=w.

Beweis

OBdA können wir w0w\neq 0, also a,b0a,b\neq 0 annehmen. Wir zeigen die Behauptung lediglich für k=2k=2 und kk ungerade. Denn andernfalls können wir k=2mlk=2^ml mit ll ungerade setzen und die Behauptung wird zu w=vk=v2mlw=v^k=v^{2^ml} =(v2m)l=\left(v^{2^m}\right)^l, da ll ungerade war finden wir ein v1v_1 mit w=v1lw=v_1^l. Wegen v1=v2m=(v2m1)2v_1=v^{2^m}=\left(v^{2^{m-1}}\right)^2 können wir dann den Satz für k=2k=2 anwenden und so weiter bis wir schließlich vv bestimmen können.
Sei nun also k=2k=2 oder kk ungerade. Wir definieren für tRt\in\R die folgenden reellen Funktionen: r(t)=(t+i)kr(t)=\Re(t+i)^k und j(t)=(t+i)kj(t)=\Im(t+i)^k. Wir finden ein tRt\in\R mit
br(t)=aj(t)b\cdot r(t)=a\cdot j(t).(1)
Für kk ungerade führt (1) auf ein Polynom ungeraden Grades (r(t)r(t) ist vom Grad kk und j(t)j(t) vom Grad k1k-1 ), dass immer eine reelle Nullstelle besitzt. Für k=2k=2 ergibt sich aus (t+i)2=t21+2ti(t+i)^2=t^2-1+2ti die Gleichung b(t21)=a2tb(t^2-1)=a\cdot 2t, welche auf t22abt1=0t^2-\dfrac {2a} b t -1=0 führt, die die beiden reellen Lösungen t1,2=ab±a2b2+1t_{1,2}=\dfrac a b \pm \sqrt {\dfrac{a^2}{b^2}+1} führt. Wir setzen s=1ar(t)s=\dfrac 1 a r(t). Dann muss s0s\neq 0 gelten, denn andernfalls wäre r(t)=j(t)=0r(t)=j(t)=0, also (t+i)k=0(t+i)^k=0 , Widerspruch. Nun finden wir ein yRy\in\R mit yk=1sy^k=\dfrac 1 s. Für ungerades kk ist dies sofort ersichtlich, falls k=2k=2 findet man stets ein tt für das s>0s>0. Setzen wir nun x=tyx=ty dann ergibt sich aus v=x+iyv=x+iy: vk=(x+iy)kv^k=(x+iy)^k =yk(t+i)k=yk(r(t)+ij(t))=y^k(t+i)^k=y^k(r(t)+i\cdot j(t)) =yk(as+ibar(t))=y^k(as+i\cdot \dfrac b a r(t)) =yk(as+ibs)=y^k(as+i\cdot bs) =yk(a+ib)s=y^k(a+i\cdot b)s =a+bi=w=a+bi=w. \qed
 
 

Die beste von allen Sprachen der Welt ist eine künstliche Sprache, eine ziemlich gedrängte Sprache, die Sprache der Mathematik.

N. I. Lobatschewski

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