Jeder Punkt der Winkelhalbierenden von α hat den gleichen Abstand zu Seite b und Seite c. Ein analoger Schluss gilt für die Winkelhalbierende von β. Alle Punkte auf dieser haben von den Seiten a und c den gleichen Abstand. Damit hat der SchnittpunktM der beiden Winkelhalbierenden den gleichen Abstand ρ von den Seiten a, b und c. Also ist dieser Punkt Mittelpunkt des Inkreises.
Für die Winkelhalbierende von γ können wir damit auch schließen, dass sie durch den PunktM geht.□
Satz 5515J (Inkreisradius)
In einem beliebigen Dreieck kann man den Radius des Innenkreises mit der Formel
ρ=s(s−a)(s−b)(s−c)(1)
bestimmen. Dabei ist s der halbe Umfang:
s=2a+b+c.(2)
Beweis
In der Abbildung ist M ist der Schnittpunkt der Winkelhalbierenden; E, F und G sind die Lotfußpunkte von M aus auf die Dreiecksseiten a, b und c.
Man findet die x,y,z als Teilstrecken der Dreicksseiten a,b,c wieder. Man überzeugt sich leicht, dass die mit x bezeichnete Seite AG gleichlang wie die mit x bezeichnete StreckeAF ist, da ΔAGMkongruent zu ΔAMF ist. Sie stimmen in der Seite AM sowie zwei Winkeln (einem rechten und 2α überein). Analoges gilt für die mit y und z bezeichneten Strecken.
Aus der Abbildung ersieht man außerdem, dass:
c=x+y, b=x+z und a=y+z.(3)
gilt. Aus (2) und (3) erhalten wir s=x+y+z und damit
x=s−a, y=s−b und z=s−c.(4)
Um den Inkreisradiusρ zu erhalten, gehen wir von der Definition des Tangens aus und lesen aus der obigen Graphik die Beziehung
tan2α=xρ=s−aρ(5)
ab. Damit gilt also:
ρ=(s−a)tan2α.(6)
Analog kann man entsprechende Formeln für die anderen Seiten und Winkel herleiten.
Setzen wir tan2α=s(s−a)(s−b)(s−c) (Halbwinkelsatz) in (6) ein, ergibt sich:
woraus sich die Behauptung (1) nach Kürzen von (s−a) ergibt. □
So seltsam es auch klingen mag, die Stärke der Mathematik beruht auf dem Vermeiden jeder unnötigen Annahme und auf ihrer großartigen Einsparung an Denkarbeit.
Ernst Mach
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