Die Bedeutung der Polynomringe besteht nicht zuerst darin, dass Polynome besonders einfache AbbildungenK⟶K darstellen, sondern in einem gewissen Sinne universell sind, da man in Polynome beliebige Elemente einer K-Algebra einsetzen kann.
Satz 81EF (Universalität des Polynomrings)
Sei K ein Körper und A eine K-Algebra. Dann gibt es zu jedem Element a∈A genau einen K-Algebra-Homomorphismus
φ:K[x]⟶A mit φ(x)=a.
φ heißt der Substitutionshomomorphismus.
Beweis
Eindeutigkeit von φ: Angenommen φ′:K[x]⟶A ist ein K-Algebra-Homomorphismus mit φ′(x)=a. Dann gilt für jedes PolynomP=p0+p1x+⋯+pnxn∈K[x]: φ(P)=φ(p0+p1x+⋯+pnxn)=p0φ(1)+p1φ(x)+⋯+pnφ(xn)=p01+p1a+⋯+pnan=p0φ′(1)+p1φ′(x)+⋯+pnφ′(xn)=φ′(p0+p1x+⋯+pnxn)=φ′(P) Also φ=φ′.
Existenz: Wir definieren φ(P)=p01+p1a+⋯+pnan und kann schnell nachrechnen, dass das so definierte φ ein K-Algebra-Homomorphismus ist. □
Beispiele
A=K, a=λ∈K. Dann ist φ:K[x]⟶K mit x⟼λ gerade die Auswerteabbildung, die jedes Polynom an der Stelle λ auswertet. R ist eine Q-Algebra, also kann man reelle Zahlen in Polynome mit rationalen Koeffizienten einsetzen. φ2:Q[x]⟶R mit x⟼2. EndK(V) ist eine K-Algebra, also können wir Endomorphismen in Polynome einsetzen. Zum Beispiel für f∈EndK(V) ist φf:K[x]⟶EndK(V) mit x⟼f. Mat(n×n,K) ist eine K-Algebra, daher können wir quadratische Matrizen in Polynome einsetzen. Abb(K,K) ist eine K-Algebra. Wenn wir für x die identische Abbildung einsetzen, erhalten wir den K-Algebra-Homomorphismus φid:K[x]⟶Abb(K,K) mit p⟼p~ für die Polynomabbildung.
Satz 81EG
Der PolynomringK[x] ist bis auf Isomorphie die einzige K-Algebra, die die universelle Eigenschaft aus Satz 81EF hat.
Beweis
Angenommen U ist eine weitere universelle K-Algebra und u∈U, sodass für jedes a∈A genau ein K-Algebra-Homomorphismus φ:U⟶A mit u⟼a existiert. Dann gibt es eindeutig bestimmte Abbildungenφ:U⟶K[x] mit u⟼x und ψ:K[x]⟶U mit x⟼u. Dann sind die Hintereinanderausführungen
φ∘ψ:K[x]⟶K[x] mit x⟼x und
ψ∘φ:U⟶U mit u⟼u
K-Algebra-Homomorphismen. Da auch idK[x] und idUK-Algebra-Homomorphismen sind, die x auf x bzw. u auf u abbilden und diese wegen der universellen Eigenschaft eindeutig bestimmt sind, muss φ∘ψ=idK[x] und ψ∘φ=idK sein. Also sind U und K[x]isomorph. □
Die beste von allen Sprachen der Welt ist eine künstliche Sprache, eine ziemlich gedrängte Sprache, die Sprache der Mathematik.
N. I. Lobatschewski
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