Der Satz von Goodstein
Satz von Goodstein
- Jede Goodstein-Folge mit beliebigem Anfangswert aus den natürlichen Zahlen erreicht in endlich vielen Schritten den Wert null.
Dieser Satz wurde 1944 vom englischen Logiker Reuben Louis Goodstein (1912-1985) bewiesen. Dieser Satz ist innerhalb der
Mathematik vor allem deswegen interessant, weil er sich nicht mit den
Peano-Axiomen herleiten lässt. Stattdessen verwendet der Beweis Mittel der
Mengenlehre, speziell die Theorie der Ordinalzahlen.
Beweis des Satzes von Goodstein
Der Satz von Kirby und Paris besagt, dass der
Satz von Goodstein nicht mit Mitteln der
Peano-Arithmetik beweisbar ist. Man benötigt also ein mächtigeres Werkzeug: die Ordinalzahlen.
Die Theorie der Ordinalzahlen erweitert die
natürlichen Zahlen um Größen, die größer als alle
natürlichen Zahlen sind. Die kleinste unendliche Ordinalzahl wird
ω genannt. Ordinalzahlen kann man addieren, multiplizieren und potenzieren, jedoch gelten einige Rechenregeln der
natürlichen Zahlen nicht für Ordinalzahlen (z. B. ist
ω+1
=/ 1+
ω =
ω). Ordinalzahlen sind der Größe nach geordnet (sie haben eine
totale Ordnung), die drei genannten Rechenarten sind
monoton in allen Argumenten, und die Ordinalzahlen sind wohlgeordnet, d. h., es gibt keine
streng monoton fallende unendliche Folge von Ordinalzahlen.
Wir ordnen nun jeder
natürlichen Zahl n eine Ordinalzahl zu, indem wir
n zur
Basis b iteriert darstellen und dann jedes
b durch
ω ersetzen. Die so entstehenden Ordinalzahlen lassen sich durch eine endliche Folge von Additionen, Multiplikationen und Potenzierungen aus
ω und
natürlichen Zahlen gewinnen; die
Menge der so darstellbaren Ordinalzahlen heißt
ϵ0 (diese
Menge ist die kleinste Ordinalzahl, die nicht auf diese Weise darstellbar ist). Wir haben also eine
Abbildung
- Ab(n):N→ϵ0
(auch hier gibt es in der Literatur unterschiedliche Schreibweisen).
Es ist z. B.
- A2(19)=A2(222+2+1)=ωωω+ω+1
- A3(g2(19))=A3(333+3)=ωωω+ω
Ist
n kleiner als
b, dann ist
Ab(n) eine endliche Ordinalzahl, z. B. ist
- A5(3)=3
Das Aufblähen hat keine Auswirkung auf die Ordinalzahl, denn es spielt keine Rolle, ob man in der iterierten Darstellung gleich jedes
b durch
ω ersetzt, oder erst jedes
b durch
(b+1) und dann jedes
(b+1) durch
ω, es gilt also
- Ab+1(ab(n))=Ab(n)
Die
Subtraktion von 1 hat jedoch Auswirkungen auf die Ordinalzahl: Diese wird reduziert.
Beispielsweise gilt
- A5(a4(44+4))=A5(55+5)=ωω+ω
- A5(a4(44+4)−1)=A5(55+4)=ωω+4
Der
Goodstein-Folge (gb(n))b∈N ordnen wir nun eine Folge von Ordinalzahlen
(Gb(n))b∈N so zu:
- Gb(n):=Ab+1(gb(n))
Diese Folge wird oft die "Parallelfolge" (engl. "
parallel sequence") genannt.
Diese Folge von Ordinalzahlen ist
streng monoton fallend, muss also nach
endlich vielen Schritten bei
0 enden (Ordinalzahlen haben eine Wohlordnung). Da
Gb(n)≥gb(n) für alle
n und
b gilt, endet also auch die
Goodstein-Folge nach
endlich vielen Schritten.
Der
Satz von Goodstein macht keine Aussage darüber, nach wie vielen Schritten eine
Goodstein-Folge endet; er ist also ein reiner Existenzsatz:
- Zu jedem natürlichen n existiert ein b, so dass gb(n)=0 ist.
Unabhängigkeit von der Peano-Arithmetik
Während der Beweis des Satzes von Goodstein noch relativ einfach ist (sofern man mit der Theorie der Ordinalzahlen vertraut ist), ist die Behauptung, dass dieser Satz nicht allein mit der
Peano-Arithmetik beweisbar ist, deutlich schwieriger zu beweisen. Dies gelang Laurie Kirby und Jeff Paris 1982. Der nach ihnen benannte Satz von Kirby und Paris verwendet ein so genanntes Nichtstandardmodell der
Peano-Arithmetik.
Die Furcht vor der Mathematik steht der Angst erheblich näher als der Ehrfurcht.
Felix Auerbach
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