Färbung von Graphen
Darstellung einer kartographischen Färbung als Graph
In der
Graphentheorie beschäftigt man sich meist nur mit sogenannten "zulässigen" oder "gültigen" Färbungen (siehe unten), und versucht,
Algorithmen zu entwickeln, die für einen vorgegebenen Graphen eine gültige Färbung mit möglichst wenig Farben finden. Probleme aus der
diskreten Mathematik, aber auch außermathematische Fragestellungen lassen sich manchmal in ein Färbungsproblem übersetzen, daher ist die Existenz oder Nichtexistenz solcher
Algorithmen auch außerhalb der
Graphentheorie von Interesse.
Knotenfärbungen
Ist
G=
(V,E) ein
ungerichteter Graph ohne Mehrfachkanten und
f eine
Abbildung von
V in die
Menge der
natürlichen Zahlen N0, so nennt man
f eine
Knotenfärbung von
G. Man nennt
f gültig oder
zulässig, falls für je zwei beliebige benachbarte
Knoten v1 und
v2 gilt
f(v1)≠
f(v2) und sagt
G ist
k-knotenfärbbar, falls es eine gültige Knotenfärbung von
G gibt, so dass für alle
v aus
V gilt:
f(v)<
k. Das kleinste
k, für das
G k-knotenfärbbar ist, nennt man die ""
chromatische Zahl"" oder die ""Knotenfärbungszahl"" des Graphen
G und wird meist mit
χ(G) bezeichnet.
Eine zulässige Knotenfärbung eines Graphen ist eine
Partition seiner Knotenmenge in unabhängige
Mengen (eine
Teilmenge der Knotenmenge
V eines Graphen heißt unabhängig, falls sie keine zwei benachbarten
Knoten enthält).
Kantenfärbungen
Ist
G=
(V,E) ein
ungerichteter Graph ohne Mehrfachkanten und
f eine
Abbildung von
E in die
Menge der
natürlichen Zahlen N0, so nennt man
f eine
Kantenfärbung von
G. Man nennt
f gültig oder
zulässig, falls für je zwei beliebige benachbarte
Kanten e1 und
e2 gilt
f(e1)≠
f(e2) und sagt
G ist
k-kantenfärbbar, falls es eine gültige Kantenfärbung von
G gibt, so dass für alle
e aus
E gilt:
f(e)<
k. Das kleinste
k, für das
G k-kantenfärbbar ist, nennt man den ""
chromatischer Index"" oder die ""Kantenfärbungszahl"" des Graphen
G und wird meist mit
χ′(G) bezeichnet.
Die Kantenfärbung eines Graphen
G lässt sich als Knotenfärbung des Kantengraphen
L(G) betrachten. Daraus folgt dass
χ′(G)=χ(L(G)).
Der Satz von Vizing besagt, dass der
chromatische Index eines Graphen mindestens so groß wie sein
Maximalgrad aber höchstens eins größer als dieser ist, also formal:
GRADmax(G)≤CHROMATISCHERINDEX(G)≤GRADmax(G)+1
Obwohl der
Maximalgrad leicht zu bestimmen ist und der
chromatische Index nur einen von zwei möglichen Werten annehmen kann, ist das Problem, für einen gegebenen Graphen genau diesen einen Wert zu bestimmen, ebenfalls NP-schwer.
Der allgemeine Fall
Die Bestimmung der
chromatischen Zahl eines Graphen ist NP-schwer, das heißt, dass es - aus Sicht der Komplexitätstheorie - vermutlich keinen
Algorithmus gibt, der dieses Problem effizient löst.
Der zur Zeit praktisch beste
Algorithmus beruht auf einem Spalten-Generierungs-Ansatz (siehe Literatur). Weiterhin gibt es viele Färbungsheuristiken, die nach bestimmten Methoden gute Färbungen suchen und somit im Erfolgsfall eine
obere Schranke für die
chromatische Zahl liefern.
Spezialfälle
Der Vier-Farbensatz besagt, dass die
chromatische Zahl eines
planaren Graphen höchstens 4 ist. Trotzdem ist auch für
planare Graphen das Bestimmen der
chromatischen Zahl NP-schwer.
Das Entscheidungsproblem, ob ein gegebener Graph bipartit ist, besitzt lineare Zeitkomplexität, und ist zum Beispiel mit Tiefensuche lösbar. (
Bipartite Graphen sind genau die Graphen mit
chromatischer Zahl höchstens 2.)
Für perfekte Graphen existieren Polynomialzeitalgorithmen zur Berechnung der chromatischen Zahl.
Weitere Sätze
Der Greedy-Algorithmus liefert als
obere Schranke für die
chromatische Zahl eines Graphen den
Maximalgrad des Graphen plus 1. Beispiele, die zeigen, dass diese Abschätzung bestmöglich ist, sind
Kreise ungerader Länge und
vollständige Graphen. Der Satz von Brooks zeigt aber, dass dies auch die einzigen Beispiele sind. Für jeden
zusammenhängenden Graphen, der keine
Kreise ungerader Länge enthält oder nicht vollständig ist, ist seine
chromatische Zahl stets kleiner oder gleich dem
Maximalgrad des Graphen.
Anwendungen
Stundenplanprobleme lassen sich als Graphfärbungsprobleme formulieren: Die
Knoten des Graphen sind dabei die zu platzierenden Veranstaltungen, und eine
Kante wird zwischen zwei Veranstaltungen eingefügt, die nicht gleichzeitig stattfinden können (in der Schule wären das z.B. Stunden, die von demselben Lehrer unterrichtet werden sowie Stunden in derselben
Klasse). Die möglichen Farben entsprechen den zuteilbaren Zeitfenstern.
In gleicher Weise können beispielsweise Register-Zuweisungs-Probleme in Prozessoren, Bandbreiten-Zuweisung-Probleme und auch viele andere Probleme aus der
Mathematik als Graphenfärbungsprobleme formuliert werden.
Literatur
- Reinhard Diestel: Graphentheorie. Springer-Verlag, Heidelberg, Deutschland, 2000. ISBN-3-540-67656-2.
Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott geschaffen, alles andere ist Menschenwerk.
Leopold Kronecker
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