Wege, Pfade, Zyklen und Kreise in Graphen
Wege,
Pfade,
Zyklen und
Kreise sind Begriffe der
Graphentheorie und beschreiben im Allgemeinen eine spezielle, zusammenhängende Folge von
Knoten in einem Graphen. Da die Begriffe eng miteinander verwandt sind, werden sie in diesem Übersichtsartikel zusammen dargestellt.
Definitionen
Gerichtete und ungerichtete Wege
Sei
G=(V,E) ein (gerichteter) (Multi-)Graph und
W=(v1,,vn) eine Folge von
Knoten aus
V mit der Eigenschaft, dass für alle
i aus
{1,,n−1} gilt:
- Die Menge {vi,vi+1} ist Element von E, falls G ein ungerichteter Graph ohne Mehrfachkanten ist.
- Das Paar (vi,vi+1) ist Element von E, falls G ein gerichteter Graph ohne Mehrfachkanten ist.
- E({vi,vi+1})>0, falls G ein ungerichteter Graph mit Mehrfachkanten ist.
- E({vi,vi+1})>0, falls G ein gerichteter Graph mit Mehrfachkanten ist.
Das heißt
vi und
vi+1 sind durch eine
Kante verbunden. Dann bezeichnet man
W als
ungerichteten Weg in
G, falls
G ungerichtet ist, und als
gerichteten Weg in
G, falls
G gerichtet ist. Eine andere Bezeichnung für Weg ist
Kantenfolge. Den
Knoten v1 nennt man
Startknoten von
W und den
Knoten vn Endknoten von
W.
Pfade, Zyklen und Kreise
Einen Weg
W bezeichnet man als
- Pfad, falls alle Knoten in der Folge W voneinander verschieden sind, das heißt falls für alle i und j aus {1,,n} gilt, dass vi=/vj, falls i=/j.
- Zyklus, falls Start- und Endknoten von W identisch sind, das heißt falls v1=vn.
- Kreis, falls nur Start- und Endknoten von W identisch sind, das heißt falls v1=vn und v1,,vn−1 einen Pfad bilden, also für alle i und j aus {1,,n−1} gilt, dass vi=/vj, falls i=/j.
Bemerkung: Jeder
Kreis,
Zyklus oder Pfad in einem Graphen
G ist also auch ein Weg und jeder
Kreis ist auch ein
Zyklus in
G. Wege, Pfade,
Zyklen und
Kreise definiert man alternativ auch über Kantenzüge oder
Teilgraphen. Gibt es einen Weg von
Knoten u zu
Knoten v in
G, so heißt
v von
u aus
erreichbar (Erreichbarkeitsproblem in Graphen).
In ungerichteten Wegen und Pfaden bezeichnet man den Startknoten meist ebenfalls als Endknoten. In Zyklen und Kreisen verwendet man die Bezeichnungen Startknoten und Endknoten meist nicht.
Graphen mit
Zyklen heißen
zyklisch. Graphen ohne
Zyklen heißen
azyklisch. Ein
Zyklus oder
Kreis heißt
trivial, wenn er weniger als drei
Knoten enthält. Triviale
Kreise oder
Zyklen werden meist nicht betrachtet. Ein
Kreis, der genau drei
Knoten enthält nennt man oft
Dreieck. Ein Graph ohne
Dreieck nennt man dann
dreiecksfrei.
A-B-Weg, v-w-Weg, a-B-Fächer
Sind
A und
B Teilmengen von
V, so bezeichnet man einen Weg als
A-B-Weg, falls der Startknoten in
A und der Endknoten in
B liegt. Statt von einem
{v}-{w}-Weg spricht man auch von einem
v-w-Weg. Eine
Menge von
a-
B-Wegen nennt man einen
a-B-Fächer, wenn die Wege paarweise nur den
Knoten a gemeinsam haben.
Kreuzungsfrei, knotendisjunkt, kantendisjunkt
Zwei Wege
W1=(v1,1,,v1,k) und
W2=(v2,1,,v2,l) heißen
kreuzungsfrei,
knotendisjunkt oder einfach nur
disjunkt, falls es kein Paar
(i,j) mit
i aus
{2,,k−2} und
j aus
{2,,l−2} gibt, so dass
v1,i=v2,j, das heißt, wenn sie keine inneren
Knoten gemeinsam haben. Eine
Menge von Wegen nennt man
kreuzungsfrei,
knotendisjunkt oder
disjunkt, wenn die Wege paarweise
disjunkt sind. Zwei Wege
W1=(v1,1,,v1,k) und
W2=(v2,1,,v2,l) heißen
kantendisjunkt, falls es kein Paar
(i,j) mit
i aus
{1,,k−1} und
j aus
{1,,l−1} gibt, so dass
v1,i=v2,j und
v1,i+1=v2,j+1. Eine
Menge von Wegen nennt man
kantendisjunkt, wenn die Wege paarweise kantendisjunkt sind.
Länge eines Weges (Zyklus, Kreises), Abstand
In Graphen ohne Gewichte auf den
Kanten bezeichnet man mit
n−1 die
Länge eines Weges (oder Pfades) und mit
n die
Länge eines Zyklus (oder
Kreises)
(v1,,vn). Anschaulich zählt man also die Anzahl zugehöriger
Kanten.
In kantengewichteten Graphen bezeichnet man als
Länge eines Weges die Summe der Kantengewichte aller zugehörigen
Kanten. Als einen
kürzesten Weg von einem
Knoten s zu einem
Knoten t in einem Graphen bezeichnet man einen Weg von
s nach
t, dessen Länge minimal ist. Die Länge eines kürzesten Weges nennt man dann
Abstand oder
Distanz von
s nach
t. Falls kein Weg zwischen zwei
Knoten existiert, so setzt man den Abstand auf
unendlich. Man beachte, dass in
gerichteten Graphen der Abstand von der Richtung des Weges abhängt. Insbesondere kann es sein, dass nur in eine Richtung ein gerichteter Weg existiert.
Durchmesser und Taillenweite
Den größten Abstand zwischen zwei
Knoten in einem Graphen
G nennt man
Durchmesser von
G. Als
Taillenweite eines Graphen bezeichnet man die Länge eines kürzesten nicht trivialen
Kreises. Falls der Graph keinen
Kreis besitzt, so setzt man die Taillenweite auf
unendlich.
Distanzgraph
Der
Distanzgraph zu einem Graphen
G=(V,E) bezeichnet den vollständigen (das heißt je zwei
Knoten sind durch eine
Kante verbunden, ggf. in
gerichteten Graphen in beide Richtungen, wobei es aber keine Schleifen gibt) kantengewichteten Graphen auf der Knotenmenge
V, der jeder
Kante als Kantengewicht den Abstand zwischen den beiden
Knoten in
G zuordnet.
Wichtige Algorithmen
Der
Algorithmus von Dijkstra findet einen kürzesten Pfad zwischen zwei beliebigen
Knoten in einem (kantengewichteten) Graphen. Mit seiner Hilfe lässt sich auch der Distanzgraph bestimmen, indem man ihm ausgehend von jedem
Knoten den Abstand zu jedem anderen bestimmt. Für jeden
Knoten ist dabei nur ein Aufruf des
Algorithmus von Dijkstra nötig, da dieser auch den Abstand von einem
Knoten zu allen anderen
Knoten bestimmen kann.
Der Distanzgraph ist für das
Problem des Handlungsreisenden interessant, da dieser metrisch ist, weshalb verschiedene Approximationsalgorithmen die optimale Lösung dieses Problem approximieren können.
Im großen Garten der Geometrie kann sich jeder nach seinem Geschmack einen Strauß pflücken.
David Hilbert
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