Kurvenintegrale

Sei γRn\gamma\subset\Rn ein stückweise glattes Kurvenstück mit den Anfangs- und Endpunkten AA und BB. f:RnRf:\Rn\to\R sei eine Funktion mehrerer Veränderlicher, die auf dem Gebiet GγG\supset\gamma definiert und auf γ\gamma beschränkt ist.
Ist γ(s)=(γ1(s),,γn(s))\gamma(s)=(\gamma_1(s),\dots,\gamma_n(s)) eine Parameterdarstellung mit der Bogenlänge ss als natürlichen Parameter und A=γ(a)A=\gamma(a) sowie B=γ(b)B=\gamma(b), so definieren wir das Kurvenintegral erster Art folgendermaßen
(γ)f(x)ds:=abf(γ(s))ds\int\limits_{(\gamma)} f(x) \d s := \int\limits_a^b f(\gamma(s)) \d s =abf(γ1(s),,γn(s))ds=\int\limits_a^b f(\gamma_1(s),\dots,\gamma_n(s)) \d s(1)
durch Rückführung auf ein bestimmtes Integral. Kurvenintegrale werden vor allem in der Physik auch als Wegintegrale bezeichnet.
Das bestimmte Integral (1) summiert gerade die Funktionswerte von ff entlang der Kurve γ\gamma auf.
Ist γ=γ(t)\gamma=\gamma(t) nach einem beliebigen Parameter tt parametrisiert, so berechnet sich das Kurvenintegral erster Art mittels
(γ)f(x)ds=abf(γ(t))γ(t)dt\int\limits_{(\gamma)} f(x) \d s= \int\limits_a^b f(\gamma(t))\, ||\gamma'(t)|| \d t =abf(γ1(t),,γn(t))k=1nγk2(t)dt=\int\limits_a^bf(\gamma_1(t),\dots,\gamma_n(t)) \sqrt{\sum\limits_{k=1}^n \gamma_k'^2(t)} \, \d t.

Beispiel

Wir betrachten die konstante Funktion f(x,y)=hf(x,y)=h und wollen für diese das Kurvenintegral über den Kreis mit dem Radius rr um die Ursprung berechnen. Der Kreis hat die Parameterdarstellung x=rcostx=r\cdot\cos t und y=rsinty=r\cdot\sin t (Formel 15VS).
Es ist x(t)=rsintx'(t)=-r\cdot\sin t und y(t)=rcosty'(t)=r\cdot\cos t und damit γ(t)=r2cos2t+r2sin2t=r||\gamma'(t)||=\sqrt{r^2\cos^2 t+r^2\sin^2 t}=r.
Dann ist (γ)f(x)ds=02πhrdt\int\limits_{(\gamma)} f(x) \d s= \int\limits_0^{2\pi} hr\d t =hrt02π=2πhr=\ntxbraceIC{hrt}_0^{2\pi}=2\pi hr.
Der Wert entspricht genau der Mantelfläche eines Kreiszylinders mit dem Radius rr und der Höhe hh, was nicht weiter erstaunlich ist. Wir haben durch das Kurvenintegral ja gerade die Fläche unter einer Kreislinie, die in der Höhe hh über der xy-Ebene "schwebt", bestimmt.
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Nehmen wir jetzt im obigen Beispiel als Funktion f(x,y)=x+1f(x,y)=x+1, dann wird der gedachte Zylinder von einer Ebene geschnitten, wie in nebenstehender Grafik zu sehen. Das Kurvenintegral entspricht dann der Mantelfläche des abgeschnittenen Zylinders zwischen der Ebene und der xy-Ebene.
Das Kurvenintegral ist: (γ)f(x)ds=02π(x+1)rdt\int\limits_{(\gamma)} f(x) \d s= \int\limits_0^{2\pi} (x+1)r\d t =r02π(rcost+1)dt=r\int\limits_0^{2\pi} (r\cos t+1)\d t =r[rsint+t]02π=2πr=r\ntxbraceL{-r\sin t+t}_0^{2\pi}=2\pi r
Die ist genau der halbe Mantelflächeninhalt eines Kreiszylinders mit der Höhe 2, was unserer anschaulichen Vorstellung entspricht, dass die Ebene den Zylinder halbiert.

Eigenschaften von Kurvenintegralen 1. Art

Linearität

Seien f,g:RnRf,g:\Rn\to\R Funktionen mehrerer Veränderlicher, aRa\in\R eine Konstante und γ\gamma eine Kurve. Dann gilt für das Kurvenintegral
(γ)(f+g)ds=(γ)fds+(γ)gds\int\limits_{(\gamma)} (f+g) \d s=\int\limits_{(\gamma)} f \d s+\int\limits_{(\gamma)} g \d s
(γ)afds=a(γ)fds\int\limits_{(\gamma)}a f \d s=a\int\limits_{(\gamma)} f \d s

Additivität

Ist γ\gamma aus den Kurvenstücken γ1\gamma_1 und γ2\gamma_2 zusammengesetzt so gilt:
(γ)fds=(γ1)fds+(γ2)fds\int\limits_{(\gamma)} f \d s=\int\limits_{(\gamma_1)} f \d s+\int\limits_{(\gamma_2)} f \d s
Das Kurvenintegral ist außerdem unabhängig von der Parametrisierung der Kurve.

Kurvenintegrale 2. Art

Sei F=(f1,,fn)F=(f_1,\dots,f_n) ein Vektorfeld F:RnRnF:\Rn\to\Rn und γ:RRn\gamma:\R\to\Rn eine Kurve. Wir definieren das Kurvenintegral 2. Art mit
(γ)Fdx=(γ)F,dx\int\limits_{(\gamma)} F \d x=\int\limits_{(\gamma)}\spo F, \d x\spc =(γ)k=1nfkdxk=\int\limits_{(\gamma)} \sum\limits_{k=1}^n f_k\d x_k
 
 

Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme verwandelt.

Paul Erdös

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Mehrdimensionale Analysis