Filter und Ultrafilter
Definition
Es sei
X eine
Menge. Ein
Filter F⊆P(X) ist eine
Menge von
Teilmengen auf
X mit folgenden Eigenschaften:
∅∈/F,
X∈F(F1)
F∈F,G⊇F⇒G∈F(F2)
F1,…,Fn:Fi∈F⟹(i=1⋂nFi)∈F(F3)
Gilt ferner
- (F4) F,G seien Filter auf X und G⊇F⇒G=F
dann heißt
F Ultrafilter.
F4 kann auch so ausgedrückt werden, dass
F in der
Menge aller
Filter auf
X maximal ist, wobei als Ordnung die
Inklusion auf
P(P(X)), also auf der
Potenzmenge der
Potenzmenge von
X, verwendet wird. (Beachte: Ein
Filter ist eine
Teilmenge von
P(X) und daher ein Element von
P(P(X)).
Satz B6HF (Existenz von Ultrafiltern)
Ist
F ein
Filter auf der
Menge X. Dann existiert ein
Ultrafilter G der den
Filter F umfasst. Da
{X} ein
Filter auf der
Menge X ist, existiert auf jeder
nichtleeren Menge ein
Ultrafilter.
Satz B6HG (Charakterisierung von Ultrafiltern)
Es sei
F ein
Filter auf
X. Dann sind folgende Aussagen äquivalent :
- F ist ein Ultrafilter, also für alle Filter G auf X mit G⊇F folgt G=F.
- Für alle Teilmengen A,B⊂X gilt: A∪B∈F⇒A∈F oder B∈F.
- ∀A⊆X gilt, dass entweder A∈F oder X−A∈F.
Beweis
(1)
⟹(2): Sei
A∪B∈F, oBdA sei nun
A=/∅ (ist
A=∅ führen wir die folgenden Überlegungen mit
B durch, beide
Mengen können wegen F1 nicht leer sein). Sei
H ein
Filter mit
F⊂H und
A∈H. Der
Durchschnitt der so definierten
Filter ist nicht leer und wieder ein
Filter G mit
G⊇F, also
G=F, daher ist
A∈F.
(2)
⟹(3): Angenommen (3) gilt nicht, dh. es gibt ein
A⊆X mit
A∈F ⟺X−A∈F. Nun ist
F∋X=A∪(X∖A), also nach (2)
A∈F oder
X−A∈F, dh. es gilt sogar
A∈F und X−A∈F, was zum Widerspruch führt wegen
∅=A∩(X∖A)∈F
(3)
⟹(1): Sei
G⊃F, dh es gibt ein
C∈G mit
C∈/F. Wegen (2) ist also
X∖C∈F⊂G ⟹C∈/G. Widerspruch.
□
Satz B6HH (Gleichmächtigkeit der Ultrafilter)
Sind
F1,F2 Ultrafilter auf einer
Menge X, dann sind diese
gleichmächtig.
Beweis
f1:F1→F2,A↦{A,X−A,wenn A∈F2,wenn X−A∈F2 sowie
f2:F2→F1,A↦{A,X−A,wenn A∈F1,wenn X−A∈F1
Zuerst sieht man, dass die
Abbildungen, wegen Satz B6HG wohldefiniert sind. Man sieht sofort
f1∘f2=idF1 und
f2∘f1=idF2. Somit handelt es sich um
Bijektionen (
Satz B6HE).
□
Vollständigkeit
Unter der Vollständigkeit eines
Ultrafilters, versteht man die kleinste Kardinalzahl
κ, sodass der
Durchschnitt von
κ Elementen des
Filters kein Element des
Filters ist. Dies widerspricht nicht der Definition von
Ultrafiltern, da nach dieser nur der
Durchschnitt von
endlich vielen Elementen eines
Ultrafilters ein Element des
Ultrafilters sein muss. Aus der Definition folgt, dass die Vollständigkeit eines
Ultrafilters mindestens
ℵ0 ist. Ein
Ultrafilter, dessen Vollständigkeit größer als
ℵ0 ist, heißt,
abzählbar vollständig, bzw.
σ-Vollständig, da jede
Schnittmenge abzählbar (auch
abzählbar unendlich) vieler Elemente des
Filters, wieder ein Element des
Filters ist.
Literatur
- Boto von Querenburg: Mengentheoretische Topologie. 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2001, ISBN 3-540-67790-9 (Springer-Lehrbuch).
- Thorsten Camps, Stefan Kühling, Gerhard Rosenberger: Einführung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie. Heldermann, Lemgo 2006, ISBN 3-88538-115-X (Berliner Studienreihe zur Mathematik 15), S. 203ff. Kapitel 13.
Es ist unmöglich, die Schönheiten der Naturgesetze angemessen zu vermitteln, wenn jemand die Mathematik nicht versteht. Ich bedaure das, aber es ist wohl so.
Richard Feynman
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