Kreise in der komplexen Ebene

Für eine komplexe Zahl aC\displaystyle{{a}\in\mathbb{C}} und eine reelle Zahl ρR\displaystyle{\rho\in\mathbb{R}} mit ρ>0\displaystyle{\rho>{0}} definiert
kr(a,ρ)={zCza=ρ}\displaystyle{{k}{r}{\left({a},\rho\right)}={\left\lbrace{z}\in\mathbb{C}{\left|\quad\right|}{z}-{a}{\mid}=\rho\right\rbrace}}
einen Kreis, genauer eine Kreislinie. Wir nennen a\displaystyle{{a}} den Mittelpunkt des Kreises und r\displaystyle{{r}} seinen Radius. Zwei Kreise mit demselben Mittelpunkt heißen konzentrisch.
Diese Definition stimmt mir unserer anschaulichen Vorstellung vom Kreis überein, als Menge aller Punkte, die zu einem vorgegebenen Punkt den gleichen Abstand haben.
Wegen der Eigenschaft der komplexen Norm existiert zu jedem Punkt aa und jedem ρ>0\displaystyle{\rho>{0}} ein eindeutig bestimmter Kreis.

Schnittpunkte zweier Kreise

Seien k1,k2\displaystyle{{k}_{{1}},{k}_{{2}}} zwei Kreise, deren Punkte der Gleichung
za1=ρ1\displaystyle{{\left|{z}-{a}_{{1}}\right|}=\rho_{{1}}} bzw. za2=ρ2\displaystyle{{\left|{z}-{a}_{{2}}\right|}=\rho_{{2}}}(1)
genügen.
Sind die Kreise konzentrisch, also a1=a2\displaystyle{{a}_{{1}}={a}_{{2}}}, so haben sie entweder keinen gemeinsamen Punkt im Fall ρ1ρ2\displaystyle{\rho_{{1}}\ne\rho_{{2}}} oder sie sind identisch.
Um den Schnittpunkt zweier nicht konzentrischer Kreise zu bestimmen, transformieren wir diese nun so, dass der Mittelpunkt von k1\displaystyle{{k}_{{1}}} mit dem Ursprung zusammenfällt und der Mittelpunkt von k2\displaystyle{{k}_{{2}}} auf der reellen Achse liegt.
Sei nun w=za1\displaystyle{{w}={z}-{a}_{{1}}} bzw. z=w+a1\displaystyle{{z}={w}+{a}_{{1}}}, dann gehen die Gleichungen aus (1) in w=ρ1\displaystyle{{\left|{w}\right|}=\rho_{{1}}} bzw. w+a1a2=ρ2\displaystyle{{\left|{w}+{a}_{{1}}-{a}_{{2}}\right|}=\rho_{{2}}} über.
Setzen wir b=a1a2\displaystyle{{b}={a}_{{1}}-{a}_{{2}}}, so lauten die Gleichungen:
k1:w=ρ1\displaystyle{{k}'_{{1}}:{\left|{w}\right|}=\rho_{{1}}} bzw. k2:w+b=ρ2\displaystyle{{k}'_{{2}}:{\left|{w}+{b}\right|}=\rho_{{2}}}.
Der Kreis k1\displaystyle{{k}'_{{1}}} hat als Mittelpunkt den Ursprung.
Für den nächsten Schritt verwenden wir die Transformation u=bbw\displaystyle{{u}=\frac{{\left|{b}\right|}}{{b}}\cdot{w}} bzw. w=bbu\displaystyle{{w}=\frac{{b}}{{\left|{b}\right|}}\cdot{u}}. Diese Transformation ist definiert, da die Kreise als nicht konzentrisch vorausgesetzt waren und somit b0\displaystyle{{b}\ne{0}} gilt. Der Mittelpunkt des Kreises k2\displaystyle{{k}'_{{2}}} wird auf die reelle Achse transformiert, ohne den Kreis k1\displaystyle{{k}'_{{1}}} zu verändern.
Es ergibt sich: k1\displaystyle{{k}{''}_{{1}}}: bbu=ρ1\displaystyle{{\left|\frac{{b}}{{\left|{b}\right|}}\cdot{u}\right|}=\rho_{{1}}}, was auf u=ρ1\displaystyle{{\left|{u}\right|}=\rho_{{1}}} bzw.
uu=ρ12\displaystyle{{u}\cdot\overline{{u}}={\rho_{{1}}^{{2}}}}(2)
führt, also k1=k1\displaystyle{{k}{''}_{{1}}={k}'_{{1}}}.
Für den zweiten Kreis ergibt sich: ρ2=w+b=bbu+b\displaystyle{\rho_{{2}}={\left|{w}+{b}\right|}={\left|\frac{{b}}{{\left|{b}\right|}}\cdot{u}+{b}\right|}} =bb(u+b)\displaystyle{={\left|\frac{{b}}{{\left|{b}\right|}}\cdot{\left({u}+{\left|{b}\right|}\right)}\right|}} =u+b\displaystyle{={\left|{u}+\right|}{b}{\mid}{\mid}}. Nun ist ϵ=b=a1a2\displaystyle{\epsilon\:={\left|{b}\right|}={\left|{a}_{{1}}-{a}_{{2}}\right|}} eine reelle Zahl nämlich genau der Abstand der Mittelpunkte der beiden Kreise und damit ergibt sich
k2\displaystyle{{k}{''}_{{2}}} : u+ϵ=ρ2\displaystyle{{\left|{u}+\epsilon\right|}=\rho_{{2}}}(3)
Die Gleichung (3) können wir in der Form (u+ϵ)(u+ϵ)=ρ22\displaystyle{{\left({u}+\epsilon\right)}{\left(\overline{{u}}+\epsilon\right)}={\rho_{{2}}^{{2}}}} schreiben, also uu+ϵ(u+u)+ϵ2=ρ22\displaystyle{{u}\overline{{u}}+\epsilon{\left({u}+\overline{{u}}\right)}+\epsilon^{{2}}={\rho_{{2}}^{{2}}}}. Wegen uu=ρ12\displaystyle{{u}\cdot\overline{{u}}={\rho_{{1}}^{{2}}}} und 2ux=2R(u)=u+u\displaystyle{{2}\cdot{u}_{{x}}={2}\cdot{\mathfrak{{R}}}{\left({u}\right)}={u}+\overline{{u}}} erhalten wir
ρ12+2ϵux+ϵ2=ρ22\displaystyle{{\rho_{{1}}^{{2}}}+{2}\epsilon{u}_{{x}}+\epsilon^{{2}}={\rho_{{2}}^{{2}}}},
und nach ux\displaystyle{{u}_{{x}}} aufgelöst:
ux=12ϵ(ρ22ρ12ϵ2)\displaystyle{{u}_{{x}}=\frac{{1}}{{{2}\epsilon}}{\left({\rho_{{2}}^{{2}}}-{\rho_{{1}}^{{2}}}-\epsilon^{{2}}\right)}}(4)
Aus (2) erhalten wir ux2+uy2=ρ12\displaystyle{{{u}_{{x}}^{{2}}}+{{u}_{{y}}^{{2}}}={\rho_{{1}}^{{2}}}}, also
uy=ρ12ux2\displaystyle{{u}_{{y}}=\sqrt{{{\rho_{{1}}^{{2}}}-{{u}_{{x}}^{{2}}}}}}(5)
Da die Gleichungen (4) und (5) nur von den Radien und dem Abstand der Mittelpunkte abhängen, ist die Existenz und Anzahl der Schnittpunkte zweier Kreise durch diese drei reellen Zahlen eindeutig bestimmt.
Wir wollen im folgenden Ungleichungen herleiten, die es uns erlauben, diese Existenzfrage somit auf einfache Art zu entscheiden.
 
 

Die Furcht vor der Mathematik steht der Angst erheblich näher als der Ehrfurcht.

Felix Auerbach

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