Eine alternierende n-Form det:Kn×⋯×Kn→K mit der Eigenschaft det(e1,…,en)=1 heißt Determinante oder auch Determinantenfunktion. Analog definiert man für Matrizendet:Mat(n×n,K)→K mit A=(v1,…,vn)↦det(A). Ist A∈Mat(n×n,K), so schreibt man auch ∣A∣:=det(A).
Sei A∈Mat(n,K), dann definieren wir die MatrixAij∈Mat(n−1,K) als diejenige Matrix, die aus A durch Streichen der i-ten Zeile und der j-ten Spalte hervorgeht.
Satz 16N1 (Laplacescher Entwicklungssatz)
Wir berechnen det(A) durch "Entwicklung nach der i-ten Zeile":
det(A):=j=1∑n(−1)i+jaijdet(Aij),(1)
wobei det(a)=a für a∈K gelten soll. Die in (1) definierte Funktion ist eine Determinantenfunktion.
Diese Berechnungsformel heißt Sarussche Regel und kann einfach erhalten werden, indem man die ersten beiden Spalten rechts neben die Matrix schreibt und dann wie in der Grafik veranschaulicht die jeweiligen Produkte addiert oder subtrahiert.
Induktionsanfang: Für n=1 ist det1(a)=a für beliebiges a∈K eine Determinantenfunktion (vgl. Beispiel 16N4). Induktionsschritt: Wir nehmen an, dass detn−1 für die Dimensionn−1 eine Determinantenfunktion ist, und zeigen, dass dann auch die durch (1) definierte Funktion für Dimensionn eine Determinante ist.
a) detEn=1. Sei A=En und i=/j. Dann hat Aij eine Spalte, die verschwindet.
Genauer: wenn i<j wird die i-te Spalte Null, falls i>j wird die (i−1)-te Spalte Null (die Indizes verschieben sich um eins). Nach Induktionsvoraussetzung ist detn−1 eine Determinante, daher gilt für i=/j: detn−1(Aij)=0. Für i=j: detn(A)=(−1)i+iaiidetn−1(Aii)=detn−1(En−1). Nach Induktionsvoraussetzung folgt: detn(A)=1. b) Multilinearität Wir überprüfen die Linearität in der k-ten Spalte. Sei A=(v1,…,vk,…,vn) und A′=(v1,…,vk′,…,vn) sowie B=(v1,…,λvk+λ′vk′,…,vn)=(bij). Zu zeigen:
wobei bik=λaik+λ′aik′ und Bik=Aik=Aik′ Für j=/k gilt nun bij=aij=aij′ und nach Induktionsvoraussetzung detn−1(Bij)=λdetn−1(Aij)+λ′detn−1(Aij′). Für (2) gilt weiter: detn(B)=(−1)i+k(λaik+λ′aik′)=detn−1(Aik′)n−1det(Aik)+j=/k∑(−1)i+jaij(λdetn−1(Aij)+λ′detn−1(Aij′))
c) Zu zeigen: det(ai1,…,ain)=0 falls k!=l existieren mit aik=ail. Sei obdA. k<l und die k-te Spalte gleich der l-ten Spalte. Wir entwickeln nach der i-ten Zeile. Für j=/k,l hat Aij zwei gleiche Spalten und nach Induktionsvoraussetzung folgt: detn−1(Aij)=0. Es gilt also
VT: (w,wk+1,…)→(wk+1,w,wk+2,…) und nach l−k−1 Vertauschungen: →(wk+1wk+2,…,wl−1,w).
Nach Induktionsvoraussetzung ist (wegen Satz 16N3) detn−1 eine alternierende n-Form) und es gilt:
detn−1(Ail)=(−1)l−k−1detn−1(Aik)
Setzen wir dies in (3) ein: detn(A)=(−1)i+kaikdetn−1(Aik)+(−1)i+lail(−1)l−k−1detn−1(Aik)=aikdetn−1(Aik)((−1)i+k+=(−1)i+k+1(−1)i+l+l−k−1)=aikdetn−1(Aik)(−1)i+k((−1)0+(−1)1)=0.
Wegen b) und c) können wir Satz 16N3 anwenden, daher ist det eine alternierende Form wegen a) auch eine Determinantenfunktion. □ Der Laplacesche Entwicklungssatz garantiert die Existenz einer Determinantenfunktion. Diese ist auch eindeutig bestimmt.
Satz 16N2 (Existenz und Eindeutigkeitssatz für Determinanten)
Für jeden Körper K und jedes n>=1 gibt es genau eine Determinantenfunktion.
Beweis
Eindeutigkeit
Sei neben det auch det′ eine Determinantenfunktion für Mat(n,K) und A∈Mat(n,K). Ist rangA<n, sind die Spalten von A also linear abhängig, so gilt nach Satz 16MP (ii) detA=det′A=0.
Sei nun rangA=n, dann wenden wir auf die Spalten von A das Gaußsche Eliminationsverfahren an und können so A in die EinheitsmatrixE umformen. Nach Definition der Determinantenfunktion gilt detE=det′E=1. Alle Umformungen können wir wieder rückgängig machen und nach Satz 16MP gilt dann detA=det′A.
Der Eindeutigsbeweis liefert zugleich ein Verfahren zur praktischen Berechnung der Determinante. Sei r die Anzahl der elementaren Spaltenumformungen vom Typ S3 und λ1,…,λs∈K∗ die bei den Transformationen vom Typ S2 auftretenden Faktoren. Dann gilt nach Satz 16MP und wegen detE=1: detA=(−1)rλ1⋅⋯⋅λs.
Existenz
Folgt direkt aus dem Laplaceschen Entwicklungssatz. □
Jede Wissenschaft bedarf der Mathematik, die Mathematik bedarf keiner.
Jakob I. Bernoulli
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