Das charakteristische Polynom eines Endomorphismus
Problem: Wie findet man die
Eigenwerte λ einer
linearen Abbildung f:V→V (
dimV=n∈N)? Lösung:
λ Eigenwert von
f ist äquivalent zu
Eλ:=ker(f−λid)=/0⟺f−idλ ist nicht
regulär, wiederum (nach
Satz 16N6) äquivalent zu
det(f−λid)=0⟺det(A−λE)=0 mit der
Darstellungsmatrix A von
f bezüglich irgendeiner
Basis von
V. Die formale Entwicklung von
- det(A−tE)=∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣a11−ta21⋮an1a12a22−t………⋱…a1n⋮⋮ann−t∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣
mit einer Unbestimmten
t zeigt, dass
det(f−tid)=det(A−tE) ein
Polynom aus
K[t] vom Grade
n ist Dieses heißt das
charakteristische Polynom.
Beispiel
Sei
A=⎝⎛02−1110001⎠⎞,
A−tE=⎝⎛−t−21−11−t0001−t⎠⎞. Dann ist:
det(A−tE)=−t(t−1)2+2(t−1)=−t3+2t2+t−1
Satz 81GE
Sei
V ein
Vektorraum über
K mit
dimV=n∈N und
f:V→V ein
Endomorphismus. Dann gilt Die
Eigenwerte λ∈K von
f sind genau die
Nullstellen des
charakteristischen Polynoms
- χf(t):=det(f−tid)∈K[t]
von
f vom Grade
n=dimV. Mit der
Darstellungsmatrix A von
f bezüglich einer
beliebigen Basis von
V gilt
- χf(t)=det(A−tE)=:χA(t)
genannt
charakteristisches Polynom der
Matrix A∈Mat(n,n,K).
Bemerkung
Das
charakteristische Polynom χf(t) eines
Endomorphismus f (samt Koeffizienten und
Nullstellen) ist eine basisinvariante Grösse, ändert sich beim Wechsel der
Basis also nicht.
Ähnliche Matrizen A≈A′ besitzen das gleiche
charakteristische Polynom χA(t)=χA′(t). Auch beim Übergang von
A zur
transponierten Matrix AT ändert sich das
charakteristische Polynom nicht:
χA(t)=χAT(t).
χAT(t)=det(AT−tE)=det((A−tE)T)=det(A−tE)=χA(t).
Satz 81IE
Das
charakteristische Polynom χf(t) von
f:V→V (
dimV=n∈N) besitzt die Gestalt
- χf(t)=m=0∑n(−1)n−mkm(f)tn−m=kn(f)−kn−1(f)t+⋯±k1(f)tn−1∓k0(f)tn
mit Koeffizienten
km(f)∈K (
0≤m≤n), den sogenannten
Elementarinvarianten von
f. Diese lassen sich mit irgendeiner
Basis {b1,…,bn} von
V und irgendeiner nichttrivialen
Determinantenform Δ auf
V berechnen durch:
- km(f)=1≤i1<⋯<im≤n∑Δ(b1,…,bn)Δ(b1,…,f(bi1),…,f(bim),…,bn)
Insbesondere gilt:
k0(f)=1,
k1=trf=i=1∑nΔ(b1,…,bn)Δ(b1,…,f(bi)(i),…,bn) (
Spur von
f) und
kn(f)=detf=Δ(b1,…,bn)Δ(f(b1),…,f(bn)) (
Determinante von
f).
Beweis
χf(t)=det(f−tid) =Δ(b1,…,bn)Δ(f(b1)−tb1,…,f(bn)−tbn)=Δ(b1,…,bn)1[Δ(−tb1,…,−tbn)+i=1∑nΔ(−tb1,…,f(bi),…,−tbn)+⋯+1≤i1<⋯<im≤n∑Δ(−tb1,…,f(bi−1),…,f(bim),…,−tbn)+Δ(f(b1),…,f(bm))] =1⋅(−t)n+k1(f)(−t)n−1+⋯+km(f)(−t)n−m+kn(f)(−t)0 Man kann die Koeffizienten
km(t) auch durch die Einträge der
Darstellungsmatrix A von
f bezüglich der verwendeten
Basis {b1,…,bn} ausdrücken: Wegen
f(bi)=l=1∑nalibl folgt
km(A):=1≤i1<⋯<im≤n∑Δ(b1,…,bn)Δ(b1,…,l1=1∑nal1i1bl1(i1),…,lm=1∑nalmimblm,…,bn(im),…,bn) =i1<⋯<im∑l1,…,lm=1∑nal1i1⋯almimΔ(b1,…,bn)Δ(b1,…,bl1(i1),…,blm(im),…,bn) =i1<⋯<im∑σ∈Sm∑aiσ(1)i1⋯aiσ(m)imΔ(b1,…,bn)Δ(b1,…,biσ(1),…,biσ(m),…,bn) =i1<⋯<im∑σ∈Sm∑sgnσaiσ(1)i1⋯aiσ(m)im⋅1 =π=σ−1i1<⋯<im∑π∈Sm∑sgnπai1iπ(1)⋯aimiπ(m) □
Korollar: Für die Koeffizienten
km(A) (
0≤m≤n) des
charakteristischen Polynoms
- χA(t)=∣∣∣∣∣∣∣a11−t⋮an1⋯⋱⋯a1n⋮ann−t∣∣∣∣∣∣∣=m=0∑nkm(A)(−t)n−m
einer
Matrix A∈Mat(n×n,K) gilt:
- km(A)=1≤i1<⋯<im≤n∑π∈Sn∑sgnπai1iπ(1)⋯aimiπ(m) =1≤i1<⋯<im≤n∑∣∣∣∣∣∣∣ai1i1⋮aimi1⋯⋱⋯ai1im⋮aimim∣∣∣∣∣∣∣
Insbesondere ist
k0(A)=1,
k1(A)=spurA=i=1∑naii (
Spur von
A) und
kn(A)=detA =π∈Sn∑sgnπa1π(1)⋯anπ(n) (
Determinante von
A).
Wichtig: Die Zahlen
km(A), insbesondere
Spur und
Determinante sind unabhängig von der verwendeten
Darstellungsmatrix A. Sie ändern sich nicht, wenn man zu einer
ähnlichen Matrix A′=TAT−1 übergeht.
Beispiel
Für
n=2 ergibt sich:
χA(t)=t2−spurA⋅t+detA. Für
n=3 erhält man:
χA(t)=−t3+spurA⋅t2−k2(A)⋅t+detA mit
k2(A)=∣∣∣∣a11a21a12a22∣∣∣∣+∣∣∣∣a11a31a13a33∣∣∣∣+∣∣∣∣a22a32a23a33∣∣∣∣.
Das ist ein Mittel, das Paradies nicht zu verfehlen: auf der einen Seite einen Mathematiker, auf der anderen einen Jesuiten; mit dieser Begleitung muß man seinen Weg machen, oder man macht ihn niemals.
Friedrich der Große
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