Potenzen

Das Potenzieren ist wie das Multiplizieren seinem Ursprung nach zunächst eine abkürzende Schreibweise für eine wiederholte mathematische Rechenoperation. Wie beim Multiplizieren ein Summand wiederholt addiert wird, so wird beim Potenzieren ein Faktor immer wieder mit dem vorherigen Ergebnis multipliziert:
aaaa=ab{ a\cdot a\cdot a\cdots a } =a^b (mit bb Faktoren aa)
aa nennt man die Basis (Grundzahl) und bb den Exponenten (Hochzahl). Das Ergebnis ist die Potenz. Ist b=0b=0, so wird a0=1a^0=1 festgelegt.
 
 

Berechnung

Abweichende Schreibweisen

Wenn hochgestelltes Schreiben nicht möglich ist (z.B. in einem ASCII-Text), verwendet man oft aa^bb, gelegentlich auch aba**b.

Definition

Ganzzahlige Exponenten

Für eine reelle Zahl aa und eine natürliche Zahl nn wird definiert
an:=(1a)n,a0a^{-n} := \braceNT{\dfrac 1 a}^n,\quad a \neq 0
Die analoge Definition wird auch in allgemeinerem Kontext angewandt, wann immer eine Multiplikation und inverse Elemente zur Verfügung stehen, beispielsweise bei invertierbaren Matrizen.

Rationale Exponenten

Sind nn und mm ganze Zahlen (n0n \ne 0), sowie aa eine positive, reelle Zahl, dann definiert man:
amn=amna^{\frac{m}{n}} = \sqrtN{n}{a^m}
Wenn man Wurzeln aus negativen Zahlen mit ungeraden Exponenten zulässt, kann die Definition auf negative Basen aa und rationale Exponenten erweitern, wenn der Nenner des Exponenten ungerade ist. Dann gilt beispielsweise (27)1/3=3(-27)^{1/3}=-3. Das Potenzgesetz (ar)s=ars(a^r)^s=a^{rs} gilt dann jedoch nur noch, wenn der Nenner von ss ebenfalls ungerade ist, z.B. ist
3=(27)1/3=(27)2/6((27)2)1/6=3-3=(-27)^{1/3}=(-27)^{2/6}\ne((-27)^2)^{1/6}=3\,
Für negative Basen aa ist diese Funktion aq:qaqa^q: q\mapsto a^q aber unstetig; beispielsweise ist (1)0=1(-1)^0=1 aber (1)12k+1=1(-1)^{\frac{1}{2k+1}}=-1. Eine stetige Fortsetzung auf die reellen Zahlen ist also nur für positive Basen möglich.

Reelle Exponenten

Für positive reelle Zahlen aa ist die Funktion aq:QRa^q: \mathbb{Q}\to\mathbb{R}, qaqq\mapsto a^q stetig und lässt sich auf die reellen Zahlen fortsetzen; das Potenzieren mit beliebigen reellen Exponenten lässt sich als diese stetige Fortsetzung oder äquivalent als
ab:=exp(blna)a^b := \exp(b \cdot \ln a)
definieren. Dabei ist exp\exp die Exponentialfunktion und ln\ln der natürliche Logarithmus.

Rechenregeln

Das Wort "nichtnegativ" bedeutet im folgenden "positiv oder null"; mit "alle aa" ist "alle reellen oder komplexen Zahlen aa" gemeint.
  1. a0=1a^0 = 1 für a0a\neq 0
  2. as=1as a^{-s} = \dfrac{1}{a^s}
  3. ar+s=arasa^{r+s} = a^r\cdot a^s; ars=arasa^{r-s}=\dfrac{a^r}{a^s}
  4. (ar)s=ars(a^r)^s = a^{r\cdot s}
  5. (ab)r=arbr(a\cdot b)^r = a^r\cdot b^r; (ab)r=arbr\braceNT{\dfrac{a}{b}}^r = \dfrac{a^r}{b^r}
Alle Regeln gelten nur soweit die auftretenden Potenzen definiert sind.
Die Regel (iv) ist beispielsweise für a=1a=-1, r=2r=2 und s=1/2s=1/2 nicht anwendbar, obwohl keine undefinierten Ausdrücke auftreten:
((1)2)1/2=11=(1)21/2((-1)^2)^{1/2}=1\ne -1=(-1)^{2\cdot 1/2}\,
Das Potenzieren ist weder kommutativ, denn beispielsweise gilt 23=89=322^3 = 8 \neq 9 = 3^2, noch assoziativ, denn beispielsweise gilt (31)3=273=3(13)\braceNT{3^1}^3=27\neq 3 = 3^{\braceNT{1^3}}.
Die Schreibweise abca^{b^c} ohne Klammern bedeutet meistens (ab)c{(a^b)}^c.

Besondere Potenzen

Im alltäglichen Leben werden die Zehnerpotenzen, also die Potenzen mit der Basis 10 (das sind 1, 10, 100, 1000, ...) wohl am häufigsten verwendet. Sie bilden die Grundlage unseres Zahlensystems, des Dezimalsystems.
Zur digitalen Verarbeitung von Daten am Computer wird das Dualsystem mit der Basis 2 verwendet. Die Größeneinheiten digitaler Speichersysteme sind daher die Zweierpotenzen, also die Potenzen zur Basis 2 (das sind 1, 2, 4, 8, 16, ...). Ein Kilobyte (abgekürzt KB) entspricht 210=10242^{10} = 1\, 024 Bytes.
Für die Mathematik besonders wichtig sind die Potenzen mit der Basis e2,71828e \approx 2,71828, der so genannten Eulerschen Zahl.

Anwendungsbeispiele von Zweierpotenzen

Zweierpotenzen entsprechen dem Prozess der wiederholten Verdoppelung. Das Anwachsen dieser Zahlenfolge überrascht bei Praxisbeispielen oft.
Beispiel 1: Ein Blatt Papier lässt sich nur etwa 7 Mal auf die halbe Größe falten (halbieren). Es hat dann 128 Lagen. Wenn man es (theoretisch) 42 Mal falten könnte, entspräche seine Dicke der Entfernung von der Erde zum Mond.
Beispiel 2: Jeder Mensch hat zwei biologische Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, usw. Verfolgt man diesen Ahnenbaum 70 Generationen zurück (ins Jahr Christi Geburt), so stammt jeder heutige Mensch von 270=11805916207174113034242^{70} = 1\, 180\, 591\, 620\, 717\, 411\, 303\, 424 Menschen aus dieser Zeit ab, was weit mehr als die damalige Weltbevölkerung ist.
Beispiel 3: Die Legende vom Erfinder des Schachspiels, der auf jedem Feld des Schachbrettes die Anzahl der Weizenkörner verdoppelte: Weizenkornlegende.
Bei Schneeballsystemen, z.B. so genannten Schenkkreisen, werden zum Teil Systeme gestartet, die nicht nur eine Verdoppelung, sondern z.B. eine Verachtfachung der neuen Mitglieder pro Schritt vorsehen. Solche Folgen wachsen derart schnell an, dass die Systeme bereits nach wenigen Schritten zwangsläufig kollabieren.

Miß alles, was sich messen läßt, und mach alles meßbar, was sich nicht messen läßt.

Galileo Galilei

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