Zahlentheorie
Ursprünglich ist die
Zahlentheorie (auch:
Arithmetik) ein Teilgebiet der
Mathematik, welches sich allgemein mit den Eigenschaften der
ganzen Zahlen und insbesondere mit den Lösungen von Gleichungen in den
ganzen Zahlen (
Diophantische Gleichung) beschäftigt. Aus moderner Sicht umfasst sie alle mathematischen Theorien, die sich historisch aus diesen Fragestellungen entwickelt haben.
Teilgebiete
Die verschiedenen Teilgebiete der Zahlentheorie werden gemeinhin nach den Methoden unterschieden, nach denen zahlentheoretische Fragestellungen bearbeitet werden.
Elementare Zahlentheorie
Analytische Zahlentheorie
Als erster bemerkte Euler, dass man Methoden der
Analysis und
Funktionentheorie benutzen konnte, um zahlentheoretische Fragestellungen zu lösen. Eine solche Herangehensweise bezeichnet man als
analytische Zahlentheorie. Wichtige Probleme, die mit analytischen Methoden gelöst wurden, betreffen meist statistische Fragen nach der
Verteilung von
Primzahlen und der Asymptotik, wie zum Beispiel der
Primzahlsatz von Gauß und der dirichletsche Satz über
Primzahlen in arithmetischen Progressionen. Daneben dienten analytische Methoden auch dazu, die
Transzendenz von Zahlen wie der
Kreiszahl π oder der
eulerschen Zahl e nachzuweisen. Im Zusammenhang mit dem
Primzahlsatz tauchten auch die Zeta-Funktionen zuerst auf, die heute Gegenstand sowohl analytischer als auch algebraischer Forschung sind. Die wohl berühmteste Zeta-Funktion ist die riemannsche Zeta-Funktion, Ausgangspunkt der riemannschen Vermutung.
Algebraische Zahlentheorie und arithmetische Geometrie
Einen der großen Meilensteine der
Zahlentheorie bildete die Entdeckung des quadratischen Reziprozitätsgesetzes. Es zeigte, dass man Fragen der Lösbarkeit
diophantischer Gleichungen in den
ganzen Zahlen durch den Übergang zu anderen Zahlbereichen einfacher lösen kann (quadratische Zahlkörper, gaußsche Zahlen). Hierzu betrachtet man endliche Erweiterungen der
rationalen Zahlen, sogenannte algebraische Zahlkörper (woher auch der Name
algebraische Zahlentheorie entstammt). Elemente von Zahlkörpern sind
Nullstellen von
Polynomen mit rationalen Koeffizienten. Diese Zahlkörper enthalten den
ganzen Zahlen analoge
Teilmengen, die Ganzheitsringe. Sie verhalten sich in vieler Hinsicht wie der
Ring der
ganzen Zahlen. Die eindeutige
Zerlegung in
Primzahlen gilt allerdings nur noch in wenigen Zahlkörpern der Klassenzahl 1. Allerdings sind Ganzheitsringe Dedekindringe und jedes gebrochene
Ideal besitzt daher eine eindeutige
Zerlegung in
Primideale. Die Analyse dieser algebraischen Zahlkörper ist sehr kompliziert und erfordert Methoden nahezu aller Teilgebiete der reinen
Mathematik, insbesondere der
Algebra,
Topologie,
Analysis,
Funktionentheorie (insbesondere der Theorie der Modulformen),
Geometrie und Darstellungstheorie. Die algebraische
Zahlentheorie beschäftigt sich weiterhin mit dem Studium algebraischer Funktionenkörper über endlichen Körpern, deren Theorie weitgehend analog zur Theorie der Zahlkörper verläuft. Algebraische Zahl- und Funktionenkörper werden unter dem Namen »globale Körper« zusammengefasst. Oftmals stellt es sich als fruchtbar heraus, Fragen »lokal«, d.h. für jede
Primzahl p einzeln zu betrachten. Dieser Vorgang führt im Fall der
ganzen Zahlen zu den p-adischen Zahlen, allgemein zu lokalen Körpern.
Für die Formulierung der modernen algebraischen
Zahlentheorie ist die Sprache der homologischen
Algebra und insbesondere die ursprünglich topologischen Konzepte der Kohomologie, Homotopie und der abgeleiteten Funktoren unerlässlich. Höhepunkte der algebraischen
Zahlentheorie sind die Klassenkörpertheorie und die Iwasawa-Theorie.
Nach der Neuformulierung der algebraischen
Geometrie durch Grothendieck und insbesondere nach Einführung der Schemata stellte es sich (in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts) heraus, dass die
Zahlentheorie als ein Spezialfall der algebraischen
Geometrie betrachtet werden kann. Die moderne algebraische
Zahlentheorie wird daher auch als geometrische
Zahlentheorie oder arithmetische
Geometrie bezeichnet, in der der Begriff des Schemas eine zentrale Rolle spielt.
Zu jedem Zahlkörper gehört eine Zeta-Funktion, deren analytisches Verhalten die
Arithmetik des Zahlkörpers widerspiegelt. Auch für die Dedekindschen Zeta-Funktionen ist die riemannsche Vermutung im Allgemeinen unbewiesen. Für endliche Körper ist ihre Aussage in den berühmten Weil-Vermutungen enthalten und wurde von Pierre Deligne mit Mitteln der algebraischen
Geometrie gelöst, wofür er 1978 die Fields-Medaille bekam.
Algorithmische Zahlentheorie
Die algorithmische
Zahlentheorie ist ein Zweig der
Zahlentheorie, der mit dem Aufkommen von Computern auf breites Interesse stieß. Dieser Zweig der
Zahlentheorie beschäftigt sich damit, wie zahlentheoretische Probleme algorithmisch effizient umgesetzt werden können. Wichtige Fragestellungen sind, ob eine große Zahl
prim ist, die Faktorisierung großer Zahlen und der eng damit verbundenen Frage nach einer effizienten Berechnung des diskreten
Logarithmus. Außerdem gibt es inzwischen
Algorithmen zur Berechnung von Klassenzahlen, Kohomologiegruppen und der K-Theorie algebraischer Zahlkörper.
Anwendungen der Zahlentheorie
Anwendungen der Zahlentheorie finden sich in der Kryptographie, insbesondere bei der Frage nach der Sicherheit der Datenübertragung im Internet. Hierbei finden sowohl elementare Methoden der Zahlentheorie (Primfaktorzerlegung, etwa bei RSA oder ElGamal), als auch fortgeschrittene Methoden der algebraischen Zahlentheorie, wie etwa die Verschlüsselung über elliptische Kurven (ECC) breite Anwendung.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Codierungstheorie, die sich in ihrer modernen Form auf die Theorie der algebraischen Funktionenkörper stützt.
Religion und Mathematik sind nur verschiedene Ausdrucksformen derselben göttlichen Exaktheit.
Kardinal Michael Faulhaber
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