Graphentheorie
Die
Graphentheorie ist ein Teilgebiet der
Mathematik, das die Eigenschaften von Graphen und ihre Beziehungen zueinander untersucht.
Dadurch, dass einerseits viele algorithmische Probleme auf Graphen zurückgeführt werden können und andererseits die Lösung graphentheoretischer Probleme oft auf
Algorithmen basiert, ist die
Graphentheorie auch in der Informatik, insbesondere der Komplexitätstheorie, von großer Bedeutung. Die Untersuchung von Graphen ist auch Inhalt der Netzwerktheorie.
Auf den ersten Blick scheint die
Graphentheorie eher eine abstrakte und realitätsferne Disziplin der
Mathematik zu sein. Tatsächlich lassen sich aber sehr viele Alltagsprobleme mit Hilfe von Graphen modellieren.
Betrachteter Gegenstand
In der
Graphentheorie ist ein Graph eine
Menge von
Punkten (man nennt diese dann
Knoten oder auch Ecken), die eventuell durch Linien (sog.
Kanten bzw. Bögen) miteinander verbunden sind. Die Form der
Punkte und Linien spielt in der
Graphentheorie keine Rolle.
Man unterscheidet dabei zwischen:
Komplexere Graphentypen sind:
Je nach Problemstellung können
Knoten und
Kanten auch mit Farben (formal mit
natürlichen Zahlen) oder Gewichten (d. h. rationalen oder
reellen Zahlen) versehen werden. Man spricht dann von knoten- bzw. kantengefärbten oder -gewichteten Graphen.
Grundlegende Begriffe und Probleme
Die Graphentheorie definiert eine Vielzahl von grundlegenden Begriffen, deren Kenntnis zum Verständnis von wissenschaftlichen Abhandlungen unbedingt vonnöten ist. Glücklicherweise sind die Begriffe in der Mehrheit sehr intuitiv bezeichnet, so dass man diese schnell erlernen kann und nur gelegentlich die genaue Definition nachschlagen muss. Vor der Lektüre weitergehender graphentheoretischer Artikel empfiehlt sich daher insbesondere das Lesen der folgenden Artikel:
Weitere grundlegende Begriffe findet man in:
Graphen können verschiedene Eigenschaften haben. So kann ein Graph
zusammenhängend, bipartit, planar, eulersch oder hamiltonisch sein. Es kann nach der Existenz spezieller
Teilgraphen gefragt werden oder bestimmte Parameter untersucht werden, wie zum Beispiel Knotenzahl, Kantenzahl,
Minimalgrad,
Maximalgrad, Taillenweite,
Durchmesser, Knotenzusammenhangszahl, Kantenzusammenhangszahl,
chromatische Zahl, Stabilitätszahl oder Cliquenzahl.
Die verschiedenen Eigenschaften können zueinander in Beziehung stehen. Die Beziehungen zu untersuchen ist eine Aufgabe der
Graphentheorie. Beispielsweise ist die Knotenzusammenhangszahl immer kleiner als die Kantenzusammenhangszahl, welche wiederum immer kleiner als der
Minimalgrad des betrachteten Graphen ist. In ebenen Graphen ist die Färbungszahl immer kleiner als 5. Diese Aussage ist auch als der
Vier-Farben-Satz bekannt.
Einige der aufgezählten Grapheneigenschaften sind relativ leicht algorithmisch bestimmbar, das heißt, die entsprechenden
Algorithmen benötigen in Abhängigkeit der Größe der Graphen nur wenig Zeit, um die Grapheneigenschaft zu berechnen. Andere Eigenschaften sind praktisch auch mit Computer unlösbar.
Die wichtigsten Probleme und Ergebnisse der Graphentheorie werden in folgenden Artikeln dargestellt:
Geschichte
Die Anfänge der
Graphentheorie gehen bis in das Jahr 1736 zurück. Damals publizierte Leonhard Euler eine Lösung für das
Königsberger Brückenproblem. Die Frage war, ob es einen Rundgang durch die Stadt Königsberg – heute Kaliningrad – gibt, der jede der sieben Brücken über den Fluss Pregel genau einmal benutzt. Euler konnte für dieses Problem eine notwendige Bedingung angeben, und so die Existenz eines solchen Rundganges verneinen. Eine hinreichende Bedingung, sowie einen effizienten
Algorithmus, der in einem Graphen einen solchen Rundgang finden kann, wurde erst 1873 von Hierholzer angegeben. Der Begriff
Graph wurde 1878 erstmals von dem Mathematiker Sylvester in der Literatur erwähnt und leitete sich von der graphischen Notation chemischer Strukturen ab.
Anwendungen
Wie oben erläutert können mit Hilfe von Graphen viele Probleme modelliert werden.
Geradezu klassisch ist die Aufgabe eine kürzeste Route zwischen zwei Orten zu finden. Sie lässt sich mit Graphen lösen, in dem das Straßennetz geeignet als kantengewichteten Graphen modelliert und in diesem mit Hilfe des
Algorithmus von Dijkstra effizient ein kürzester Weg berechnet wird.
Ähnlich, aber algorithmisch deutlich schwieriger ist die Bestimmung einer kürzesten Rundreise (siehe
Problem des Handlungsreisenden), bei der alle Orte eines Netzwerkes genau einmal besucht werden müssen. In der Praxis wird man Orte auch mehrfach besuchen können. Dann gilt indirekt die
Dreiecksungleichung und in diesem Fall kann mit Approximationsalgorithmen gearbeitet werden, die eine Rundreise finden, die höchstens doppelt (MST-Heuristik) oder höchstens 1,5-mal (Christofides-Heuristik) so lang wie die kürzeste Rundreise sind.
Prominent ist auch das Problem die Länder einer Landkarte mit möglichst wenig Farben so zu färben, dass aneinander angrenzende Länder nicht die selbe Farbe erhalten. Hier wird die Landkarte ebenfalls in einen Graphen übersetzt und dann versucht mit einem
Algorithmus dieses Problem zu lösen. Ähnlich wie beim
Problem des Handlungsreisenden lässt sich dieses Problem nach heutigem Wissensstand selbst mit Computern ab einer gewissen Größe der Landkarte nicht in vernünftiger Zeit exakt lösen. Das Problem, allgemeine Graphen optimal zu färben, gilt als eines der schwierigsten Probleme in der
Klasse der NP-vollständigen Probleme überhaupt. Unter der Voraussetzung
P=/NP (siehe P/NP-Problem) ist selbst eine approximative Lösung nicht bis auf einen konstanten Faktor möglich.
Visualisierung
Im Bereich der Computergrafik ist die Visualisierung von Graphen eine Herausforderung. Besonders komplexe Netze werden erst durch ausgefeilte Autolayout-Algorithmen übersichtlich.
Es gibt keinen Königsweg zur Mathematik.
Euklid
Anbieterkеnnzeichnung: Mathеpеdιa von Тhοmas Stеιnfеld
• Dοrfplatz 25 • 17237 Blankеnsее
• Tel.: 01734332309 (Vodafone/D2) •
Email: cο@maτhepedιa.dе